7 schräge Gerichte, die man nicht unbedingt gegessen haben muss!

Frösche essen

Schräge Gerichte? Bevor ich die einzige logische Konsequenz zog und zum Vegetarier wurde, habe ich so ziemlich alles vertilgt, was mir irgendjemand irgendwo vors Gesicht gehalten hat. Dabei erlebte ich oft Überraschungen und Geschmackserlebnisse nie geahnter Intensität.

Doch wie es im Leben so ist, war nicht alles Gold, was glänzte. Aus all den seltsamen kulinarischen Dingen, die ich auf meinen Reisen probiert habe, habe ich Euch jene sieben Gerichte ausgewählt, die man sich getrost sparen kann.

1. Wasserwanze

Oftmals wegen ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit einer gemeinen Kakerlake verwechselt, wird einem dieses possierliche Schwimmtier als Ganzes frittiert auf Märkten angeboten. Das jedoch heisst nicht, dass man es auch in einem Stück essen sollte.

Ganze drei Wochen nach meinem Verzehr und nun in einem anderen Land bekam ich von ein paar kambodschanischen Barmädchen anhand eines kleineren Käfers anschaulich erklärt, dass man bei fast jedem Insekt lediglich das weiche Innere, nicht jedoch Kopf, Beine oder gar Panzer verzehrt. Nun verstand ich schließlich auch den angewiderten Gesichtsausdruck, mit dem mich die Verkäuferin der Wasserwanze seinerzeit bedacht hatte, als ich auf einem Markt in Chiangmai leicht angetrunken das komplette Tier heruntergewürgt und mich danach fast übergeben hatte. Dumme, dumme Touristen…

Gerichte, die man sich sparen kann: Wasserwanze auf Markt in Thailand
No, not a cockroach: Fried waterbug.

Bekommt man: Mit Glück auf einem Markt in Thailand. Es scheint eine Spezialität des Nordens zu sein.

Kostet: 10 Baht = 20 Cent

Schmeckt wie: Eine ekelhafte Mischung aus Kloake, chemischem Dünger und dem schleimigen Belag eines Bootes, das schon lange in einem Hafenbecken gelegen hat. Ohne schon einmal an einem solchen Boot geleckt zu haben…

2. Frosch

Auf Märkten in Vietnam erhält man Frösche feinsäuberlich zerlegt und mit interessanten Marinaden zubereitet. Weiß man es nicht besser, so könnte man das Fleisch für ein ausgesprochen delikates Hähnchen halten. Auch die Knochen dieser großen Frösche ähneln überraschenderweise jenen eines Huhns.

In Laos sehen Gerichte mit Frosch anders aus. Hier bekommt man einen hölzernen Spieß mit einer Handvoll Frösche, die als Ganzes frittiert wurden. Es handelt sich hierbei um eine recht kompakte, braune Unterart, bei der man gar nicht so genau wissen möchte, wo die nun vom Frittierfett glänzenden Exemplare sich vor ihrer Zeit im heißen Öl herumgetrieben haben. Der Genuss der kleinen Racker ist eine sehr zähe und fade Angelegenheit, die auch eine Tüte geschmacksneutraler Sticky Rice nicht deutlich zu verbessern weiß.

Gerichte, die man nicht unbedingt gegessen haben muss: Frosch in Laos

Bekommt man: In ländlichen Gebieten der Volksrepublik Laos.

Kostet: Nicht die Welt. Da man gleich eine ganze Ladung auf einen Schlag ersteht, beläuft sich der Preis pro Frosch letztendlich auf etwa 5 Cent.

Schmeckt wie: Ein Stück Plastik, auf dem etwas Regenwasser eine Menge Zeit hatte schal zu werden. Mit einem Hauch jenes Aromas, das entsteht, wenn man sich beim Zigarette anzünden ein paar Härchen auf der Hand versengt.

3. Kuhmagen

Ich hatte der Monotonie der Gerichte im ländlichen Guatemala entfliehen wollen. Denn zwei Wochen lang hatte man mir nun nichts als Bohnen und Reis (gemeinhin als Gallo Pinto, ‚gefleckter Hahn‘, bekannt) sowie ein paar frittierte Kartoffeln ohne jegliches Gewürz vorgesetzt. Als ich dann in diesem Restaurant – so man es denn so nennen möchte –  fernab der Zivilisation eines der drei Gerichte auf der Karte bestellte, hatte ich leider kein Wörterbuch zur Hand und nur einen Israeli als Reisepartner, dessen Spanisch noch schlechter war als meines.

Erst als ich das fade und äußerst ledrige Stück Fleisch nebst den oben erwähnten, offenbar unvermeidlichen Beilagen bereits zu zwei Dritteln heruntergewürgt hatte, ließen wir uns vom Koch mit Händen und Füßen erklären, was wir eigentlich gegessen hatten. Magen, Pansen, Gedärm, so ganz sicher bin ich mir da bis heute nicht. Es kam jedenfalls aus dem tiefsten Inneren eines Wiederkäuers. Das Essen war damit beendet.

Nach diesem Intermezzo hatte die Kargheit von Gallo Pinto eine neue Qualität gewonnen.

Bekommt man: Überall dort, wo es nichts sonst gibt in Mittelamerika.

Kostet: Etwa das Doppelte dessen, was man nur für die Beilagen zahlt. Trügt mich meine Erinnerung nicht, reden wir von etwa 4 Euro.

Schmeckt wie: Nichts. Ein gleichermaßen geschmacks- wie vermutlich nährwertarmes Gericht. Arme Kuh.

4. Ungewöhnliche Gerichte: Ungeschlüpftes Küken

Für Mitteleuropäer ist es eher unverständlich, dass man ein Küken ein paar Tage vor Schlüpftermin aus seinem Ei holt, um es dann kurzerhand in Frittierfett zu werfen. Doch Wochen früher hätte man das Ei ja auch gegessen, oder etwa nicht? Und ein paar Monate später das ausgewachsene Huhn. Warum also die ganze Zierde?!

Das winzige Huhn am Spieß verlangt vom Esser filigrane Zahnarbeit, eine Engelsgeduld sowie ein Mindestmaß an Bescheidenheit. Hat man die paar Gramm Fleisch endlich mühsam von den dünnen Knochen abgenagt, so empfindet man doch etwas Mitleid dafür, dass das arme Baby-Huhn für diesen minimalen Genuß hat sterben müssen. Das Fleisch reicht alles in allem für den hohlen Zahn. Danach ist man noch stundenlang damit beschäftigt, Knochensplitter aus Gebiss und Wangen zu entfernen. Ein unbefriedigendes und schuldbewusstes Gefühl bleibt beim Esser zurück.

Gerichte, die man nicht unbedingt gegessen haben muss: Ungeschlüpftes Küken auf Markt in Phnom Phen

Bekommt man: Am Ufer des Mekong in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh.

Kostet: Den Bruchteil eines Euro.

Schmeckt wie: Eigentlich exakt wie ein großes Huhn. Es steht und fällt vermutlich alles mit der Marinade. Das Fleisch dieses winzigen Huhns addiert sich jedoch etwa zur Menge eines Zehntel Flügels eines ordinären Brandenburger Masthuhns.

5. Tausend Jahre altes Ei

Ich hatte schon viel von dieser Spezialität gehört, die ihren Ursprung in China hat, aber auch von den kulinarisch allseits experimentellen Thais gerne verzehrt wird. Das Ei ist, Gott sei Dank, nicht wirklich 1000 Jahre alt. Es kann jedoch bis zu hundert Tage in einer Art Lehm mit unterschiedlichen Zutaten eingelegt werden, ist also in jedem Fall deutlich älter als jedes Ei, das in Mitteleuropa auf den Tisch kommt.

Nachdem ich schon viele Fotos dieses Eis gesehen hatte, das schwarz und wenig attraktiv daherkommt, fand ich bei meinem x-ten Besuch in Asien endlich einen Verkäufer dieser Gerichte auf einer kleinen Flussinsel in der Nähe von Bangkok. Hier waren frittierte Orchideen und andere bunte Blumen die eigentliche Attraktion, sodass der Eierverkäufer wenig Kundschaft hatte. Ich erstand ein Ei und machte mich sogleich an den Verzehr. Doch so wirklich munden wollte mir das Ganze nicht. Zu intensiv, zu vergammelt der Geschmack, zu unappetitlich die dunkle Farbe. Und dabei dermaßen trocken, dass ich es am Ende nur mit der Hilfe eines kleinen Chang-Bieres überhaupt hinunterwürgen konnte. Ich ließ es bei diesem einen Ei bewenden und widmete mich wieder den frittierten Orchideen.

Bekommt man: In ganz Asien.

Kostet: Für ein Ei recht viel. Aber der Verkäufer hatte ja auch bereits eine ganze Menge Arbeit damit. Etwa 2 Euro pro Ei.

Schmeckt wie: Ein tausendjähriges Ei. Echt. Das wiederum ist ganz offensichtlich nicht jedermanns Sache.

6. Baumspinne

Als Mensch mit einer milden Form von Arachnophobie bedurfte dieses ungewöhnlichste aller Gerichte einer gehörigen Portion Überwindung. Doch bereits Monate davor hatte ich es auf dieses wirklich außergewöhnliche Geschmackserlebnis abgesehen, und sei es nur, um später mit dem Foto der ungewöhnlichen Beute in meinem Mund prahlen zu können. Und tatsächlich fand ich die Spezialität nach einigen Tagen des Suchens in Kambodschas Hauptstadt. Neben dem Frittierer auf einem lebhaften Markt stand ein großer Sack voller noch lebender handtellergroßer Spinnen, den er glücklicherweise gut zugebunden hatte. Vor seinem Grill waren einige frittierte Exemplare zu einem wenig dekorativen Turm aufgestapelt.

Ich begann – die Physiognomie der Spinne gibt es vor – mit zwei Beinen, die sich im Geschmack nicht deutlich von thailändischen Maden, Ameisen, Skorpionen und Heuschrecken unterschieden und dabei schön knusprig waren. Als ich jedoch beim Körper ankam, wurde mir schlagartig ganz anders. Dieser hatte die Konsistenz eines großen Hubba Bubba Kaugummis, der ein paar Stunden in der Sonne gelegen hat. Mit dem penetranten Geschmack von etwas Verdorbenem. Ich musste kapitulieren. Der alte Mann, dem ich den Rest dieses Snacks nur kurz nach dem Erinnerungsfoto vermachte, dankte es mir mit einem zahnlosen Grinsen. Die Baumspinne ist in Kambodscha eine Delikatesse.

Gerichte, die man nicht unbedingt gegessen haben muss: Baumspinne in Phnom Phen

Bekommt man: Auf speziellen Märkten im kambodschanischen Phnom Penh.

Kostet: Im Vergleich zu anderem Strassenessen wie etwa frittiertem Tintenfisch relativ viel. Ich schätze, eine Spinne belief sich auf etwa 2 Euro.

Schmeckt wie: Etwas, das man nicht essen sollte. Gepaart mit der beschriebenen Konsistenz treibt mir noch die Erinnerung einen Schauder des Ekels über den Rücken.

7. Gerichte, die man sich wirklich sparen kann: Shit Sauce

Die liebliche Bezeichnung dieser laotischen Spezialität wurde mir genauso vorenthalten wie ihre Inhaltsstoffe. Und zwar bis exakt zu jenem Moment, wo ich mit einem Happen Sticky Rice aus der Plastiktüte das letzte bisschen Flüssigkeit aus der Schale ausgewischt hatte. Denn auf eine seltsame, ja fast perverse Art und Weise schmeckte mir diese Sauce, welche meine laotischen Kollegen mir zu Ehren besorgt hatten, als wir im Hinterhof der Firma, bei der ich arbeitete, zum Feierabend Bier tranken und Boules spielten.

Ich hätte stutzig werden müssen. Bei jedem Bissen, den ich genommen hatte, hatten die Augen meiner Kollegen interessiert und belustigt auf den Reaktionen in meinem Gesicht geruht.

Zu guter Letzt liessen sie dann die Katze aus dem Sack. Ich hatte soeben eine Sauce gegessen, deren Hauptbestandteile halbverdautes Gras und Magensäfte aus dem Inneren einer gerade geschlachteten Kuh waren, versetzt mit ein paar Gewürzen. Das erklärte zumindest den sauren Geschmack. Und die vereinzelten Grashalme. Während man mir anerkennend auf die Schulter klopfte, trank ich ein Beer Lao auf Ex und lenkte meine Gedanken zurück aufs Boules-Spielen.

Bekommt man: Nur als Laote und nur in speziellen Geschäften.

Kostet: Schwer zu sagen.

Schmeckt wie: Sehr saurer Essig mit schwer definierbaren Gewürzen, leicht muffig und beißend. Ein Geschmack, den man eigentlich nicht gut finden möchte. Was leichter fällt, wenn man weiß, wo die Sauce herkommt.

Update 2014: Mir sind da noch ein paar mehr leckere Rezepte eingefallen!

Dieser Artikel ist Teil der Blogparade Reise-Food bei Flocutus.

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