Auf meinem Weg zum vermutlich schönsten Strand Langkawis, Tanjung Rhu, erblicke ich plötzlich ein Ungetüm von einem LKW Wohnmobil, das direkt neben Palmen im Sand geparkt ist und so gar nicht in die idyllische Umgebung passen will. Ich klopfe an die Tür und rufe schüchtern ‚Hello!‘, schon steht Gisela in der Tür. Schnell ist das Eis gebrochen und sie beantwortet mir ein paar Fragen zum Leben in einem LKW-Wohnmobil.
Leben im umgebauten LKW: Der Trip ihres Lebens
Gisela und ihr Mann Lorenz leben bereits seit acht Jahren in ihrem LKW Wohnmobil, das sie, nach den ersten Silben ihrer Vornamen LoGi getauft haben. Die Beiden sind Schweizer und LoGi ist es auch. Er ist ein über 30 Jahre alter Saurer, eine seltene Schweizer LKW-Marke. Seine linke Seite schmückt eine Weltkarte, auf der die bereits bereisten Länder ausgemalt sind. Ich will von Gisela wissen, wie genau die Beiden hierher gekommen sind: Los ging die Reise 2008 in der Schweiz. Von dort fuhren sie im Vierachser LoGi, der insgesamt sagenhafte 12 Reifen hat, über den Balkan nach Griechenland, von wo aus sie das Ungetüm nach Zypern verschifften. Dann ging es weiter in die Türkei, nach Pakistan und einmal quer durch Indien. Von Mumbai dann per Schiff nach Singapur. In Südostasien treiben sich die Beiden nun bereits seit fünfeinhalb Jahren herum.
LK-Wohnmobil: „Mein Zuhause ist die Welt“ (Jeans Team)
Ich bin fasziniert. Vom monströsen LKW Wohnmobil, von der freien, selbstbestimmten Art zu reisen der beiden Schweizer. „Ja, wir sind autark. Das war immer der Plan.“ sagt Gisela, nicht ohne gewissen Stolz. LoGi verfügt über Solarpanels auf dem Dach sowie eine Konstruktion, die das Regenwasser direkt in den großen Frischwassertank leitet. „Wenn es jedoch nicht regnet, müssen wir manchmal den Tank auffüllen.“ Der Wohnaufbau besteht aus zwei Büro-Containern. Am Heck des LKW Wohnmobils gibt es eine Kammer mit Aufzug, in der ihr Motorroller verschwindet. Erstaunlicherweise verbraucht der Koloss auch nur moderate 30 Liter auf 100 Kilometer. Gerade hier in Malaysia, wo das Benzin nur mit einem Drittel deutscher Preise zu Buche schlägt, ist das Reisen mit LoGi durchaus erschwinglich.
Aber wie lange stehen die beiden Endvierziger eigentlich schon an diesem tollen Spot? Gisela erzählt, dass sie den menschenleeren Strand schon seit mehr als zwei Monaten ihr Zuhause nennen. Ich will wissen, was das wohl kostet. „Nichts,“ lächelt sie verschmitzt. Das sei öffentlicher Grund und bisher sei noch niemand gekommen, der Geld wollte. Ich finde das erstaunlich, doch sie sagt: „Spätestens ab der Türkei konnten wir im Grunde überall stehen, wo wir wollten.“ Hammer!
Alles zu Langkawi findest Du hier:
Gisela erzählt, dass es schon lange ihr Plan gewesen sei, einmal im Leben länger unterwegs zu sein. „Es war immer klar, dass wir irgendwann auswandern.“ Und dann hätten sie schließlich Nägel mit Köpfen gemacht, alles zu Hause verkauft und von dem Geld LoGi erstanden. Ganz wie geplant hat dieser ‚Trip of a lifetime‘ keine Limits, er ist ‚open end‘. Fahren, stoppen, sich in der Ferne zu Hause fühlen, und dann wieder fahren – so sehen momentan die Grundpfeiler ihres Lebens aus. Beide sind im Besitz des LKW-Führerscheins, doch meistens manövriert Lorenz den Koloss.
Gisela wirkt zufrieden und sehr ausgeglichen. Bei diesem Ausblick am Morgen, der dann auch noch komplett kostenlos ist, kann ich das gut nachvollziehen:
Auf zu neuen Ufern
Nichtsdestotrotz wollen die Beiden ihrem liebgewonnenen Südostasien demnächst den Rücken kehren. „Noch zwei Jahre, dann beginnt das nächste große Abenteuer: Südamerika!“ Da das Verschiffen LoGis dorthin jedoch viel zu teuer ist, heisst es dann auch Abschied nehmen vom LKW Woihnmobil mit dem Kosenamen, der nach acht Jahren viel mehr geworden ist als nur ein Fahrzeug. Das werde sicher ein wenig traurig, nickt Gisela. „Aber jeder Verkauf ist auch befreiend!“ Wieder was gelernt.
Leben im umgebauten LKW: Giselas Tipps für Nachahmer
So schön es sei, mit LoGi ein Fahrzeug mit viel Platz gefunden zu haben, so schwierig sei die Reise oft gerade wegen seiner Länge und seiner massiven Höhe von vier Metern. „In Indien mussten wir ständig mit Bambus irgendwelche Kabel aus dem Weg drücken.“
Außerdem solle jeder, der auch abseits befestigter Straßen unterwegs sein will, auf Allrad achten. Mit LoGi, der nicht über Allrad verfügt, habe man auch trotz seiner Doppelbereifung auf den hinteren Achsen keine Chance im Gelände.
Doch besonders einen Tipp möchte sie jedem mit auf den Weg geben: „Wichtig ist vor allem, dass man flexibel bleibt!“ Spricht’s und blinzelt vergnügt in die malaysische Sonne.
Liebe Gisela, lieber Lorenz, ich wünsche Euch alles Gute für viele weitere Jahre auf den Straßen dieser Welt, und werde Euer Abenteuer weiterhin neugierig verfolgen!
Wer das auch tun möchte, sollte sich mal zu ihrem Blog durchklicken!
Meine eigenen verrückten Geschichten? Die gibt es hier zu lesen:
Au ja, sehr cool – genau mein Ding! :) Werde die Website der beiden gleich mal durchstöbern. Der Strand ist ja der Hammer, da würde ich es sicher auch länger aushalten!
Ich bin echt gespannt, wie das Leben on the road so wird – im Mai geht’s bei mir endlich los… mal sehen für wie lange… :)
Und ich bin fast noch mehr gespannt auf DEINE Reise!
*meld* :)
Nicht nur geträumt, sondern gelebt. Wir sind mit unserem 48 Jahre alten LKW mehr als 5 Jahre lang durch Afrika gereist: http://www.runterwegs.de/transafrika-in-bildern/ Hatten auch oft so tolle Strandstellplätze.
Hallo Marco,
gerade erst Deinen Blog entdeckt. Mir gefällt auch der Name der Kategorie „Andere Verrückte“! Wir sind auch so „Verrückte“. Seit 2010 bereisen wir mit unserem – im Vergleich zum LoGi kleinen – LKW Afrika: Auch wir wurden für verrückt erklärt, als wir die Idee erzählten mit einem Hanomag A-L 28 Bj. 1968 von Deutschland nach Südafrika zu fahren. Aber er ist und war uns immer ein treuer Begleiter: http://www.runterwegs.de/die-20-schoensten-fotos-unseres-hanomag-al-l-28-in-afrika/ Wichtig für die Wahl des Reisemobils ist ja auch, dass man das Meiste selbst reparieren kann.
Liebe Grüße und wir freuen uns auf weitere Porträts von Reisenden.
Verena & Patrick
Hey Verena und Patrick,
Mann, das klingt echt nach einer tollen Reise, die Ihr da macht! Und ich kenne und liebe die Hanomags noch von früher.
Ich wünsche Euch alles Gute und weiterhin tolle Erlebnisse!
Liebe Grüße,
Marco
Witzig – wir haben nicht wirklich gute Plätze gefunden (waren aber auch nur in der Nähe von Istanbul….) und haben uns in der Türkei nicht so wohl gefühlt – lag aber vielleicht auch daran, dass wir zwei Frauen mit sechs Kindern unterwegs waren – https://www.facebook.com/wildnisfamilie/
Muss sagen das du uns hier einem super Blog geschrieben hast, wo du uns sehr schön vorgestellt hast wie der Leben aussieht in einem LKW Wohnmobil. War immer der Meinung das der Leben dort deutlich bequemer zu leben ist als man ihn zum Beispiel vergleicht mit einem Wohnwagen. Wenn man eine Möglichkeit hatte ein alten LKW im Wohnmobil zu verwenden wäre das eine Ideale Idee besonders, wenn man sich entscheidet mit seiner Familie nach lange Tour zu gehen.