#diyraftventure – Mit einem selbstgebauten Floss durch Thailand

Der Eine oder Andere wird in den letzten Tagen bereits den Hashtag #diyraftventure gesehen haben. Doch was machen wir hier eigentlich?!

Statue vor Tal in Thailand

Ich bin mal wieder dem Ruf von John Lovejoy gefolgt, mit dem ich schon so einige schräge Projekte verwirklicht habe. 2010 organisierte ich für ihn die erste Etappe von Wreck Trek, einer Tour in Schrottautos von Berlin nach Kapstadt. Die Serie lief bereits auf einigen Sendern, so auch letzten Sommer auf Pro7. Obwohl ich damals nicht mitgefahren bin, wurden John und ich Freunde. Und dieser Typ steckt wahrlich voller bekloppter Ideen!

2012 kauften wir in Berlin sieben Schrottkarren à 200 Euro und fuhren durch 11 Länder bis zum Festival Kazanthip in der Ukraine. Ein Wahnsinnstrip, wie Ihr hier nachlesen könnt! Leider ist daraus nie eine Serie entstanden.

2013 ging es dann direkt weiter: 21 Leute, 7 Tuk Tuks, 4000 Kilometer durch Südostasien. Wer sich nicht mehr erinnern kann, hier die gesammelten Erlebnisse dieser Tour de Force. MTV Kanada hat die Serie als erster Sender gekauft. Sie lief dort 2017.

2014 fuhr ich mit John auf Royal Enfields durch Indien, diesmal ohne Kamera und nur zum Spaß. Ebenfalls ein tolles Erlebnis! Hier kann man alles darüber nachlesen.

Und jetzt?

Mit einem selbstgebauten Floss den Ping River runter!

Soweit der Plan. Coolerweise hat sich mit Gui noch ein weiterer schräger Vogel dem Vorhaben angeschlossen, der sowohl in der Ukraine als auch beim Wild Ride Tuk Tuk dabei war und mittlerweile ein beliebter Vlogger in Quebec ist.

Der Start in Bangkok war für mich diesmal ziemlich speziell, da ich mir noch kurz vor der Reise eine Grippe eingefangen habe. So lag ich die ersten 24 Stunden in der Stadt der Engel erst mal komplett flach.

Doch ein paar Tage später machten Gui und ich uns als Vorhut auf in Richtung Norden. Zum ersten mal nach unglaublichen zehn Jahren sah ich meine alte ‚Heimatstadt‘ Chiangmai wieder. Hier hatte ich 2005 ein paar Wochen auf meiner Weltreise innegehalten und 2006 für 4 Monate als Mountainbike-Guide gearbeitet. Eine Wahnsinnszeit damals. Wahrscheinlich auch deswegen musste so viel Zeit vergehen, da ich immer spürte, ich würde Chiangmai sonst mit damals vergleichen.

Aber was genau machen wir hier?

Floss bauen in Thailand: Material

Wir brauchen für das Floss eine Menge Plastikkanister sowie einiges an Holz. Die Werkzeuge haben wir tatsächlich von Bangkok mit hier hochgeschleppt. Dazu noch: Moskitonetze, Isomatten, Gaskocher, …

Der Plan ist, wirklich für zwei bis drei Wochen auf dem Floss zu leben. Wir müssen also in der Lage sein, dort zu kochen und zu schlafen.

Plan zum Flossbau in Thailand
Ich finde, der Plan sieht jedenfalls schon mal recht amtlich aus!

Floss bauen in Thailand: Einstieg

Der Mae Ping ist einer der größten Flüsse Thailands. Er entspringt in Myanmar und mündet kurz vor Bangkok in den mächtigen Chao Praya. Theoretisch könnte man also Thailand fast in seiner ganzen Länge durchqueren. Und das wäre natürlich der Traumzustand. Doch wo sieht der Fluss wie genau aus? Wie breit, wie tief ist er? Gibt es Hindernisse?

Was wir im Vorfeld schon herausfinden konnten, ist, dass es auf der Höhe von Tak einen mächtigen Staudamm gibt, der nicht zu überwinden ist. Sollten wir es bis dorthin schaffen, müssten wir das Floss entweder um den Damm herumtragen oder an dieser Stelle abbrechen. Der Haken: Der riesige Stausee nördlich des Damms ist vermutlich zugleich der reizvollste Part der ganzen Reise. Es wäre daher schon ziemlich cool, wenn wir diesen völlig unberührten Part Thailands mitnehmen könnten.

Floss bauen in Thailand: Gefahren

Wenn wir das Floss gut bauen, sind die Gefahren eigentlich überschaubar. Schwimmen können wir alle, und bis auf den Stausee gibt es auch meistens wenigstens ein paar kleine Dörfer in der Nähe. Meine größte Sorge jedoch sind Schlangen. Denn hier im Norden gibt es drei tödliche Giftschlangen. Besonders am Stausee wäre ein Biss natürlich verheerend. Ich habe mich schon ein wenig kundig gemacht, wie man mit Schlangenbissen umgeht. Und John wollte aus Bangkok noch ein Gegengift-Set mitbringen. Doch gegen eine der drei Schlangen ist nicht wirklich ein Kraut gewachsen. Von der Spitting Cobra, die einem das Gift aus mehreren Metern Entfernung in die Augen spuckt, ganz zu schweigen…

Traum und Wirklichkeit – Wie sieht es momentan aus?

Bevor ich losflog, im kalten Berliner Winter, sah meine Vorstellung der Reise etwa so aus: Wir drei leben auf dem massiven Floss und werden von Tag zu Tag brauner. Durch die Langsamkeit der Fortbewegung stellt sich schon bald absolute Entspannung ein. Einer steuert, die anderen lesen, schnitzen, glotzen in die wundervolle Natur. Abends landen wir bei einem kleinen Dorf an, wo die Thais noch völlig unbeeinflusst vom Tourismus sind und uns mit offenen Armen empfangen. Wir kaufen ihnen ein Huhn ab, grillen das über dem Feuer und lachen noch lange gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft.

So weit, so gut.

Erst nach einigem Suchen in Chiangmai haben wir überhaupt einen Laden gefunden, der die benötigten Plastikkanister verkauft. Holz haben wir bisher tatsächlich vergeblich gesucht.

Guillaume Durance-Thibert in einer Plastikwanne
Wir haben schon kurz über Alternativen nachgedacht…

Viel schlimmer aber: Nahe Chiangmai sieht der Ping noch ganz OK aus. Relativ breit, und den Grund kann man auch nichts sehen.

Weiter südlich aber sind wir heute für eine Weile mit dem Motorrad nebenher gefahren. Die Einsichten: Es hat hier lange schon nicht mehr geregnet und so führt der Fluss viel zu wenig Wasser. An einigen Stellen ist er definitiv zu flach und zu schmal für ein Floss. Dazu kommt noch, dass wir auf nur fünfzehn Kilometern gleich zwei unüberwindbare Staustufen gesehen haben.

Staustufe mit Brücke am Mae Ping
No chance…

Und leider hat sich auch die romantische Vorstellung nicht bewahrheitet, dass der Ping ein relativ sauberer Fluss ist. An vielen Stellen gleicht er geradezu einem Abwasserkanal, in den ich nicht mal meinen kleinen Finger stecken würde…

Was nun?

Wir sind noch nicht bereit aufzugeben. Doch es ist völlig klar, dass wir komplett umdenken müssen. Die Strecke zwischen Chiangmai und dem Stausee ist definitiv keine Option. Damit scheidet leider auch die wenig besiedelte Gegend zwischen Chiangmai und der Grenze zu Myanmar aus. Positiv denken: Es wäre eine echte logistische Herausforderung gewesen, das ganze Material bis dorthin zu karren.

Kurz haben wir an den Mekhong gedacht. Doch dort würde man ständig auf der Grenze zu Laos rumschippern – Probleme wären vorprogrammiert. Dazu noch herrscht dort reger Verkehr von Speedboats, deren Kapitäne uns sicher nicht mögen würden.

Es soll also der Ping bleiben. Alleine schon, weil sein Name auf deutsch so bekloppt klingt! ;-)

John sondiert momentan die Lage von Bangkok aus. Gui und ich werden uns Montag früh aufmachen in Richtung Lamphun. Dort wollen wir Motorräder mieten und die Strecke bis zum Stausee scouten. Und natürlich die Suche nach Holz und Kanistern von vorne beginnen.

#diyraftventure’s not dead! Yet…

Mal sehen, was unsere Suche ergibt. Man muss das alles positiv sehen. Chiangmai gefällt mir noch genauso gut wie damals und wir haben hier echt eine tolle Zeit.

Marco Buch und Guillaume Duranceau-Thibert beim Floßbau in Thailand

Die Suche entlang des Flusses mit Motorrädern gestaltet sich recht abenteuerlich und wir haben schon echt coole Orte entdeckt, wie etwa heute eine geradezu märchenhafte Werkstatt für Holzskulpturen, wo manche Skulptur 9 Monate Herstellungszeit benötigt und für stolze 80.000 Euro über die Theke geht! Der Laden ist ziemlich berühmt; die Wände sind geschmückt mit Fotos von königlichen Besuchern aus aller Welt.

Skulpturengarten in Chiangmai

Checkt doch mal meinen Instagram-Kanal, da gibt es schon erste Fotos unseres schrägen Vorhabens. Während ich mich noch am Schnitt eines ersten Videos probiere, könnt Ihr auf Guis Channel Sans Destination auch schon erste bewegte Bilder der Reise finden.

Wünscht uns Glück, wir können es wirklich gebrauchen!

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