Der normale Japan-Reisende konzentriert sich in der Regel auf die großen Städte in Japan wie Tokio oder Osaka. Für eine alternative Japan-Reise aber möchte ich Dir in diesem Artikel die Japanischen Alpen empfehlen, die Region Hida Takayama. Was man in den Japanischen Alpen alles unternehmen kann, wo man unbedingt hin sollte, alle Japan-Reise-Tipps und -Sehenswürdigkeiten findest Du in den kommenden Zeilen.
Shirakawa-go: Das Herz der Japanischen Alpen
Shirakawa-go ist das Aushängeschild der Japanischen Alpen. Die 57 traditionellen Häuser des kleinen Dorfes sind Unesco-Weltkulturerbe und einfach wundervoll anzusehen. Der perfekte Einstieg für eine Japan Reise.
Markant sind besonders die dick mit Stroh gedeckten Dächer der Häuser. Die Winkel der Giebel sind dabei absichtlich angeschrägt, um im Falle eines Feuers zu vermeiden, dass auch die Nachbarhäuser zu brennen beginnen. Denn sollten die Wände Feuer fangen, fallen sie einfach nach innen um.
Ein guter Start ist der Aussichtspunkt über das ganze Tal von Shirakawa-go. Von hier aus lässt es sich gemütlich ins Tal schlendern, wo man die hübschen Häuser aus der Nähe bestaunen kann. Die Dächer der Häuser kommen übrigens komplett ohne Nägel aus. Sie müssen etwa alle 20 Jahre erneuert werden, wobei immer das ganze Dorf hilft, da ein Dach an einem einzigen Tag fertiggestellt werden muss.
Wada House
Nicht verpassen sollte man das über 250 Jahre alte Wada House, bei dessen Besichtigung man sich gut vorstellen kann, wie es sich hier früher lebte.
Minkai Park
Toll ist auch der auf der anderen Flussseite gelegene Minkai Park. Hier kann man noch mehr historische Gebäude von innen bestaunen und sich bei Tee und Mochi mit roter Bohnenpaste der Atmosphäre hingeben.
Eintritt: 5 Euro, Tee und Mochi: 2,50 Euro.
Fahrradtour und Onigiri selber machen
Eine tolle Art, der Schönheit von Shirakawa-go und der Natur der Japanischen Alpen näherzukommen, ist eine Fahrradtour. Diese ist am spektakulärsten früh am Morgen, wenn sich der Nebel langsam in die Berge verzieht.
Nach einer ausgiebigen Tour mit vielen Foto-Stopps empfehle ich sehr das Kasasato Restaurant, wo man lernen kann, wie man Onigiri selbst macht. Dieses klassische Frühstück Japans schmeckt besonders gut, wenn man vorher noch nichts im Hotel gegessen hat.
Das Hotel Ryokan Onyado Yuinosho verleiht kostenlos Fahrräder an seine Gäste. Kosten für den Onigiri-Kurs: 16 Euro, inklusive Essen.
Essen in Shirakawa-go
Etwas abseits der Touristenmassen findet man das idyllisch gelegene Masuen Bunsuke. Nicht nur hat man hier direkt aus dem Speiseraum einen perfekten Ausblick auf die Japanischen Alpen. Der traditionelle Familienbetrieb serviert auch sehr delikate Spezialitäten rund um den Süßwasserfisch, der direkt neben dem hübschen Haus gezüchtet wird.
Hotel in Shirakawa-go
Shirakawa-go empfiehlt sich sehr, um in einem traditionellen Ryokan unterzukommen. Hierbei handelt es sich um ein Hotel mit einer eigenen Mineralquelle, einem sogenannten Onsen. Gleich am Eingang gibt man seine Schuhe ab, die man für die Dauer des Aufenthaltes auch nicht wiedersieht. Im Zimmer schlüpft man dann in den traditionellen Ryokan-Dress, in dem hier alle von morgens bis abends herumlaufen. Das Essen ist klassisch und fantastisch, und jede freie Minute sollte man natürlich in den heißen Quellen des Onsen verbringen. Ich habe mich sehr wohlgefühlt im brandneuen Ryokan Onyado Yuinosho (eröffnet im März 2019). Gerade das Abendessen war hier unglaublich und bestand aus 14 unterschiedlichen Gängen.
Japan Reise alternativ: Hida
Das Dörfchen Hida kommt deutlich moderner daher als Shirakawa-go, hat aber trotzdem einige idyllische Ecken zu bieten. Eine Japan Reise durch die Region sollte auch hierher führen. Beeindruckend fand ich in Hida die vielen kleinen Wasserwege, die das frische Quellwasser aus den Bergen effizient und zugleich ästhetisch durch das Dorf leiten. In den breiteren Bächen finden sich große Koi, gerade hier macht ein Spaziergang besonders viel Spaß.
Hida ist berühmt für seine Lagerhäuser mit weißen Wänden, den sogenannten Shirakabe Dozo. Ein Spaziergang durch das idyllische Hida offenbart dem neugierigen Besucher zahlreich unerwartete Sehenswürdigkeiten, sei es ein Blumenladen oder eine Werkstatt, in der per Hand Kerzen hergestellt werden. Immer wieder findet man zwischen den Häusern Tempel und Schreine.
Furukawa Matsuri
Spannend ist auch der Ort, an dem das alljährliche Furukawa Matsuri Festival stattfindet. Hier sollte man sich eine Tüte Fischfutter kaufen, um die örtlichen Koi zu füttern, die hier besonders fett daherkommen.
Watanabe Sake Factory
Unbedingt sollte man eine Tour durch die 150 Jahre alten Watanabe Sake Factory unternehmen, um dem Ursprung dieses so typisch japanischen Getränks auf die Spur zu kommen.
Sake bedeutet eigentlich nichts anderes als Alkohol, der echte Begriff für den Reiswein ist Nyhon-Shu. Und wenn man hier eine der zahlreichen Sorten probiert, die aus Reis, Wasser, Hefe und dem Pilz gebraut werden, der auf nassem Reis wächst, weiß man, das Sake in Deutschland fast immer Schrott ist.
Den Sake-Genuss begleiten zahlreiche Traditionen, so muss etwa immer der Jüngste in der Runde nachschenken. Sake ist ein elementarer Bestandteil japanischer Kultur, es gibt rund 1500 Brauereien in Japan.
Fun fact: Im Reiferaum mit den großen Kesseln plärrt eine Handvoll Lautsprecher immer und immer wieder denselben Witz zweier japanischer Komiker in den Raum. Tatsächlich glaubt man hier, dass der Sake dadurch besser wird!
Geheimtipp: Die Zedernkugel am Eingang der Sake-Brauerei sagt dem Kenner folgendes: grüne Kugel = frischer Sake, braune Kugel = alter Sake!
Kosten für eine Tour inklusive Tasting: 25 Euro.
Rail Mountainbike Gattan Go!
Eine tolle Aktivität nahe Hida ist das sogenannte Gattan Go, eine halbe Stunde von Hida entfernt. Früher brachte hier in dieser ländlichen Region eine kleine Bahn die Arbeiter der nahegelegenen Karbon-Mine an ihren Arbeitsplatz. Die Mine ist heutzutage schon lange geschlossen und die Bahn fährt nicht mehr. Dafür kann man sich nun auf speziell umgebauten Elektro-Fahrrädern auf den brachliegenden Schienen durch die Schönheit der Japanischen Alpen bewegen. Die einstündige Tour führt vorbei an einem hübschen Dorf, durch einen illuminierten Tunnel und einer tolle Brücke in der Ferne. Auf der Hälfte werden die seltsamen Gefährte dann von Mitarbeitern gewendet und sodann schüsselt man wieder lautstark klappernd zum Ausgangspunkt zurück.
Eine Mountainbike-Draisine für zwei Personen schlägt mit 25, eine für drei mit 33 Euro zu Buche.
Essen in Hida
Für ein Mittagessen empfiehlt sich das Noodle House Horinue, die Spezialität ist hier eine Udon Nudelsuppe mit panierten Riesengarnelen. Zum Reinlegen!
Abends sollte man sich etwas Zeit nehmen und ein paar Yen mehr einstecken. Denn hier in Hida wartet mit dem Restaurant Yatsusankan eine wirklich außergewöhnliche Dining Experience auf den Besucher! Zunächst wird man freundlich von der Belegschaft des 1220 Jahre alten Restaurants empfangen und sodann von der Bedienung in traditionellem Outfit in ein dezent möbliertes Privatzimmer geleitet. Dort staunt man sich für die nächsten zwei Stunden durch bis zu 15 Gänge! Eine Spezialität hier: Der berühmt-berüchtigte Kugelfisch Fugu, der, falsch zubereitet, tödlich sein kann. Ganz ehrlich: Vom Geschmack her haut einen der Fugu nicht vom Hocker. Und tatsächlich erfuhr ich dann auch später, dass es vielmehr darum geht, sagen zu können, man habe ihn überlebt. Hab ich! ;-)
Man kann hier im Yatsusankan auch übernachten.
Preis für Übernachtung inklusive Abendessen und Frühstück am nächsten Tag: ab 180 Euro.
Wer billiger übernachten möchte, dem sei das Hida Tomoe Hotel empfohlen. Die Zimmer sind simpel und gut, und morgens kann man hier einem traditionellen japanischen Frühstück beiwohnen, was ein echtes Erlebnis ist!
Japan Geheimtipp: Unbedingt einmal beim Frühstück Nato probieren, fermentierte Soja-Bohnen. Und besser vor dem Probieren nicht daran riechen!
Takayama
Takayama ist ein wirklich hübscher Ort und definitiv ein Highlight in den Japanischen Alpen. Besonders schön anzusehen sind die Straßen im Zentrum mit ihren dunklen Holzhäusern.
Tipp: Um die doch etwas nervigen Touristenmassen zu vermeiden, sollte man einfach ganz früh am Morgen losziehen.
Auch sollte man sich das ehemalige Regierungsgebäude Takayama Jinya ansehen, eines der ältesten Gebäude ganz Japans. Mit etwas Glück findet gerade der Markt vor dem Eingan statt, auf dem man eine Menge Produkte bestaunen kann, die man noch nie vorher gesehen hat.
Der Sakurayama-Schrein und die Festwagen-Halle
Es lohnt sich sehr, ein wenig durch Takayama zu spazieren, da man an jeder Ecke interessante Dinge entdecken und eine Menge Fotos schießen kann. Die Einheimischen sind sehr nett und so lächelt man sich durch den Tag.
Schön anzusehen ist der Tempel Hida Kokobunji, besonders durch seinen 1200 Jahre alten Baum. Ein weiterer toller Spaziergang führt zum Sakurayama-Schrein, dessen Gebäude wirklich hübsch sind.
Noch besser aber: Gleich nebenan findet man eine große Halle, in der die beeindruckenden Festwagen des Takayama-Festival ausgestellt sind.
Mehr zu den Festwagen: Yano Repair Factory
Wer – wie ich – von den detailverliebt gestalteten Festwagen fasziniert ist, der sollte in der Yano Repair Factory vorbeischauen. Hier kann man aus nächster Nähe dabei zusehen, wie die zum Teil sehr alten Festwagen von den zehn Arbeitern wieder fit gemacht werden. Besonders ist mir hier der Geruch von frisch gehobeltem Holz im Gedächtnis geblieben.
Tolle Aktivität in Takayama: Ein Kochkurs
Das Thema Essen begleitet den Besucher bei seiner Reise durch Japan. Es ist überall anders und überall wahnsinnig lecker. Die Japaner verwenden einfach viel Zeit auf kochen und essen, und das merkt man tatsächlich, wo man geht und steht. Warum also nicht wenigstens ein paar wenige der zahlreichen Speisen nachkochen?
Das Green Cooking Studio bietet einen tollen vierstündigen Kochkurs an, bei dem man zunächst viel über die Zutaten der japanischen Küche wie Miso lernt und dann fünf Gerichte unter Anleitung nachkocht. Selbstverständlich kann man alles am Ende selbst verzehren, was den Besuch zu einem runden und aufregenden Erlebnis macht.
Kosten inklusive Verzehr: Etwa 50 Euro pro Person.
Schräg in Takayama: Stühle en masse!
Die Region Takayama ist berühmt für seine Holzarbeiten, ganz besonders für seine Stühle aus Holz. Wer Lust auf eine ungewöhnliche Japan Sehenswürdigkeit hat, der sollte sich das Stuhl-Museum nicht entgehen lassen! Das Tollste hier: Man ist voraussichtlich der einzige Besucher und kann sich vom Museumsdirektor allerhand schräge Details zeigen lassen. Auch das Earth Wisdom Centre selbst, in dem das Museum liegt, ist ein sehr seltsamer Ort.
Tipp: Von hier aus hat man – bei wolkenlosem Himmel – eine perfekte Sicht auf die Japanischen Alpen!
Essen in Takayama
Zum Mittagessen kann ich sehr das Ebisu Sobaya empfehlen, wo es laut Aussage der Einheimischen die besten Soba-Nudeln Takayamas gibt. Die kalt genossenen Nudeln müssen lautstark geschlürft werden, um noch mehr Aromen freizusetzen.
Für den Abend empfiehlt sich das Kyoya, das eine andere örtliche Spezialität bietet: japanisches Barbecue. Jeder Tisch verfügt über einen Grill, an dem sich die Gäste selbst Gemüse sowie köstliches Hida-Rindfleisch zubereiten. Tolle Stimmung, tolles Essen!
Alternativ lässt es sich in einem Isakaya einkehren, der japanischen Entsprechung einer Tapas-Bar. Kleine Gerichte werden hier von viel Hochprozentigem begleitet und man kann gar nicht anders, als mit den Einheimischen an den Nachbartischen ins Gespräch zu kommen.
Hotel in Takayama
Ich habe mich wahnsinnig wohlgefühlt im erst 2019 eröffneten Hotel Wood. Raffiniert gestaltete Zimmer, eine designverwöhnte Lobby mit Open Bar, ein tolles Frühstück. Besonders beeindruckt aber hat mich das Willkommensritual mit traditionellem Hafenspieler und einer klassischen Tee-Zeremonie. Sehr zu empfehlen!
Gero
Der letzte Stopp meiner Reise durch die Japanischen Alpen war Gero, doch leider regnete es ohne Unterlass, sodass ich von der Stadt selbst nur sehr wenig zu Gesicht bekam. Doch das wichtigste in Gero sind seine Onsen, und zumindest einen davon genoss ich ausgiebig.
Hotel mit Onsen: Ogawaya Onsen
Das riesige Hotel Ogawaya bietet dem Besucher eine große Auswahl toller Onsen-Erlebnisse. Im hübsch spartanisch gestalteten Zimmer schlüpft man umgehend in die tollen Onsen-Klamotten. Dann hat man die Wahl zwischen privaten Onsen-Räumen, einem öffentlichen Indoor-Bereich mit Dampfsauna und einem weitläufigen Onsen-Außenbereich. Das Tollste: Kommt man dann mit verschrumpelter Haut und völlig von der Hitze durchgepustet aus den heißen Quellen, geht es direkt im Onsen-Dress zum Abendessen, das natürlich wieder 15 Gänge zu bieten hat!
Japan Reise alternativ: Ein Ausflug zu den Hida Osaka Falls
Wer noch mehr von der Natur der Japanischen Alpen genießen möchte, der sollte unbedingt einen Ausflug zu den Hida Osaka Falls machen. Die beeindruckenden Wasserfälle sind die höchsten in ganz Japan, und sie sind über einen idyllischen Wanderweg zu erreichen. Ich habe für meinen Besuch leider einen Regentag erwischt, doch selbst im Regen kann ich diesen Ausflug sehr empfehlen. Wasserdichte Schuhe und Regenkleidung kann man am Einlass mieten.
Richtig toll: Kommt man ganz durchgeweicht wieder unten an, kann man sich die kalten Füße am Holzofen wärmen und bekommt erst mal einen frischen Matcha-Tee angerührt.
Tipp: Im Winter kann man hier auch einen sogenannten ‚frozen waterfall snowshoe hike‘ machen, die Fotos dazu sahen fantastisch aus!
Veranstalter: 200 Falls. Kosten: 5 Euro pro Person, inklusive Guide.
Fazit: Japanische Alpen
Die Japanische Alpen bieten zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten für eine spannende alternative Japan Reise. Mich hat vor allem die Natur sowie das unfassbar vielseitige und leckere Essen beeindruckt. Gut zu wissen übrigens für jene, denen der Sinn dann doch noch nach einer Großstadt steht: Die Japanischen Alpen liegen nur knappp zwei Stunden entfernt von Nagoya, einer der größten Städte Japans. Von dort wiederum sind es nur weitere zwei Stunden im Skinkanzen-Zug bis Tokio.
Transparenz: Ich wurde auf diese Reise vom Fremdenverkehrsamt der Region eingeladen. Dies beeinflusst jedoch wie immer nicht meine objektive Meinung.
Ich war in der Gegend auch schon ein paar Mal unterwegs: Einfach nur traumhaft! Sehr sehenswert finde ich auch die Gegend um Nagano und das Schloss von Matsumoto. Und wenn man schon in der Gegend ist: Die wilde Natto-Halbinsel bei Takayama ist auch ein Besuch wert.
Was mir bei Gero immer einfällt: Wusstest du eigentlich, dass Gero auf Japanisch „Kotzen“ heisst. Meine japanischen Bekannten haben sich da ständig drüber lustig gemacht. (Gut, ist war am Ende der Pubertät dort unterwegs..)
Hahahah! Das wusste ich noch nicht!
Wow!! Ich bin großer Japanfreund, habe das Land selbst mal mit dem Skateboard bereist, aber diese Gegend um Shirakawa-go ist mir komplett entgangen. Diese Ursprünglichkeit ist wirklich umwerfend. Nun kann ich meinen nächsten Japantrip erst recht nicht erwarten… arrgh. Danke für die Einblicke!
Hey, Nout!
Freut mich sehr, dass ich Sehnsucht wecken konnte!
Mit dem Skateboard? Wow!