Lieblingsfotos und ihre Geschichten – Teil 1

Lovina Beach, Bali, Indonesien
Lovina Beach, Bali, Indonesien

Gute Fotos erzählen Geschichten. Und das gilt natürlich besonders für jene, die man irgendwann mal selbst gemacht hat. Mir geht es manchmal so, dass ich denke: Mann, hätte ich doch viel mehr fotografiert! An anderen Tagen werfe ich einen Blick in meine Foto-Bibiliothek und erstarre vor der schieren Menge an Files. Und da sind die ganzen analogen Fotos noch gar nicht dabei…

Auch wenn ich das Fotografieren nie professionell gelernt habe, so sind mir doch im Laufe der Jahre auf all meinen Reisen ein paar ganz gute Schnappschüsse gelungen. Sind wir ganz ehrlich: Oft natürlich durch Zufall und Glück!

Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe Euch da mal ein paar meiner Lieblingsfotos herausgesucht. Und will ich Euch zu diesen ein bisschen was erzählen.

Lieblingsfotos: Baum im Yosemite National Park
Yosemite National Park, California, USA

Einer meiner Lieblingsorte in den Staaten, denn hier offenbart sich, warum viele Menschen allein schon wegen der Nationalparks in die USA reisen. Yosemite erscheint dem Erstbesucher wahrlich wie ein Ort aus einem Märchenbuch! Zum Glück kam ich auf meinen Touren immer wieder dorthin. Mit meinen drei Monaten als Tourguide in den USA begann damals meine bisher längste und ausschweifendste Reise, insgesamt ein halbes Jahr in Nord- und Mittelamerika sowie ein weiteres halbes Jahr in Asien. Er war nicht immer leicht, dieser Rund-um-die-Uhr-Job, aber im Rückblick doch das Beste, was mir damals passieren konnte. Lest hier mehr über den Alltag eines deutschen Tourguides in den USA.

Lieblingsfotos: Menschen auf und vor einem Schaukelpferd beim Burning Man Festival, Black Rock Desert, Nevada, USA
Burning Man Festival, Black Rock Desert, Nevada, USA

Dies ist und bleibt das bisher beste Foto, das mir je gelungen ist. David La Chapelle hätte Darsteller und Requisiten vermutlich nicht besser arrangieren können. Doch tatsächlich ist an dem Bild nicht das Geringste arrangiert. Ich habe wohl einfach im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt. Das Beste daran: Ich habe das Foto analog gemacht und wusste daher nicht, wie es eigentlich geworden war. Als ich die entwickelten Fotos ein paar Wochen später abholte, kippte ich fast vom Stuhl! Mein Besuch beim Burning Man war letztendlich auch der Moment, der mir zu verstehen gab, dass ich endlich weiterziehen musste. Auf ging es nach Mexiko.

Lieblingsfotos: Kinder auf einem Friedhof in Todos Santos, Guatemala
Todos Santos, Guatemala

Die Gründe, warum diese beiden guatemaltekischen Kinder so undurchdringlich in die Kamera schauen sind vielfältig. Zum einen schreiben wir zum Zeitpunkt des Auslösens den Dia de los Muertos, den Tag der Toten. Zum Anderen sieht der Fotograf, also ich, eventuell ganz schön fertig aus, denn er war mittlerweile bereits drei Tage durchgehend am Feiern. Pferderennen, Tag der Toten, Jahrmarkt… Lest diesen Artikel über 10 Festival Legenden, wenn Ihr mehr über das schräge guatemaltekische Dörfchen Todos Santos und seine alljährlichen Feierlichkeiten wissen möchtet!

Lieblingsfotos: Sonnenaufgang am Mount Kinabalu (4095 m), Kota Kinabalu, Borneo, Malaysia
Mount Kinabalu (4095 m), Kota Kinabalu, Borneo, Malaysia

Dieser Blick ist doch wirklich fantastisch! Da wirft dieser Viertausender doch einfach mir nichts, dir nichts einen astreinen dreieeckigen Schatten in Richtung Südchinesisches Meer, als die Sonne gemächlich hinter ihm aufgeht. Plötzlich wusste ich, dass sich der mühsame Aufstieg doch gelohnt hat. Was man nämlich auf dem Foto nicht sieht, ist, dass ich mich während der 1,5 Stunden zuvor nur dadurch vor dem Kältetod retten konnte, indem ich mir die Mütze ins Gesicht zog und mich in eine Horde dem Wetter angemessen gekleideter Japaner einschlich, die sich am Gipfel des Mount Kinabalu zu einem gemütlichen Wärmeball zusammengerollt hatten. Hier etwas mehr dazu…

Lieblingsfotos: Sonnenuntergang in einem Tempel in Pai, Nord-Thailand
Tempel in Pai, Nord-Thailand

Im Grunde war es schon beim ersten kleinen Tempel, den ich damals in Bangkok erblickte, um mich geschehen. Doch dieser hier, sicher bereits der fünfhundertste, den ich besichtigte, wusste noch mal einen draufzusetzen. Wieder einmal war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Noch feierlicher würde es im kleinen hölzernen Schrein sicher nicht mehr werden. Dass ich mich in Tempeln generell so wohl fühle, erwies sich als recht hilfreich, als ich mich ein paar Jahre später für eine zehntägige Schweigemeditation entschied. Übrigens gar nicht so weit entfernt vom Tempel auf diesem Bild.

Lieblingsfotos: Frau vor blauem Zaun nahe Hoi An, Vietnam
Frau nahe Hoi An, Vietnam

Noch heute frage ich mich manchmal, was der Frau wohl so durch den Kopf ging, als sie mir in die Linse blickte. Ich finde ihr Gesicht faszinierend. Auch wenn Falten von Alter und der blutrote Mund von maßlosem Bethel-Genuss zeugen, so hat sie doch einen sehr wachen und vitalen Blick. Hoi An, nicht weit vom Heimatdorf der Frau entfernt, war mein Lieblingsort in Vietnam, sowohl bei meinem ersten Besuch als auch, als ich Jahre später als Tourguide im südostasiatischen Land arbeitete. Dazu habe ich seltsamerweise fast nichts geschrieben, außer mein Jogging-Plädoyer für Saigon!

Lieblingsfotos: Palmen in La Gomera, Spanien
La Gomera, Spanien

Anderes Land, anderer Kontinent. Naja, welcher Kontinent eigentlich?! Die Kanarischen Inseln gehören zwar offiziell zu Spanien, geografisch jedoch sind sie ganz klar Afrika. So oder so, auf der Hippie-Insel Gomera ist es am Schönsten! Und bei diesen Terrassen dachte ich damals noch: So ungefähr muss es wohl in Bali aussehen. Tut es nicht, fand ich Jahre später heraus, aber das soll hier nichts weiter zur Sache tun…

Lieblingsfotos: Brücke zum Expo-Gelände, Zaragoza, Spanien
Expo-Gelände, Zaragoza, Spanien

Wo wir gerade bei Spanien sind: Ein paar Jahre später packte ich kurzentschlossen meine Kamera, ein Stativ und eine ganze Menge Foto-Literatur ein und trieb mich einige Tage bei der Expo in Zaragoza herum. Es war aufregend wie schon 2000 in Hannover. Und es gab Foto-Motive ohne Ende! Und da ich während dieser Tage tatsächlich im Grunde nichts machte außer Fotos (und vielleicht Tapas essen), gibt es zu diesem Ort auch keine wirkliche Geschichte, sondern nur einen Foto-Essay. Dieser ist aber gar nicht mal schlecht, hab‘ ihn mir selbst gerade noch mal angeschaut! Mein Tipp: Nächste Expo unbedingt mitnehmen! 2015 in Milano.

Lieblingsfotos: Boote und Palmen im Sonnenaufgang in Ngwe Saung Beach, Myanmar
Ngwe Saung Beach, Myanmar

Myanmar, dieses mysteriöse Land der goldenen Pagoden. Ich war 2010 dort, keine zwei Jahre, bevor sich im ehemaligen Burma schlagartig alles verändern sollte. Ich bin sehr froh für die burmesischen Menschen, dass es so gekommen ist. Auch wenn noch nicht alles perfekt ist, so geht es doch vielen heute besser. Ich bin aber auch sehr froh, dass ich es gerade noch hingeschafft habe, als das Land isoliert vom Rest der Welt komplett seinen eigenen Gang ging. Kein anderes Land hat mich derartig in seinen Bann gezogen, keinem anderen Land habe ich dermaßen viele Geschichten zu verdanken. Das hier jedenfalls ist der entzückende Ngwe Saung Beach im Morgengrauen. Und ich bin beim Auslösen nur halb wach, da ich einen Bus bekommen muss. Hauptsächlich aber froh, nach dieser Aktion am Vorabend noch am Leben zu sein…

Lieblingsfotos: Frau auf einer Bank unter Bäumen in Madrid, Spanien
Madrid, Spanien

Zurück zu Spanien. Findet Ihr nicht auch, dass diese Bäume in einem Park Madrids aussehen wie überdimensionale Gehirne?! Ich jedenfalls hatte diese Assoziation sofort, was jedoch auch daran gelegen haben könnte, dass es in diesem spanischen September jeden Tag über 40 Grad hatte. Mein eigenes Hirn war also unter Umständen leicht beeinträchtigt. Und dabei musste ich, wenn ich nicht gerade Mega-Hirne im Park fotografierte, auch noch arbeiten! Was arbeitet der Typ eigentlich, höre ich Euch fragen. Nun ja, vielleicht kann mein Buch ‚Whatever work(s)‘ etwas Licht ins Dunkel bringen, eine Sammlung meiner bisher 91 unterschiedlichen Berufe.

Lieblingsfotos: Kinder auf einem Fahrrad im Strassenverkehr von Cha Am, Thailand
Cha Am, Thailand

Es war sicher schon mein fünfter oder sechster Besuch in Thailand, doch diesmal entdeckte ich Orte, an denen ich wirklich die einzige Langnase war. Na gut, ich und das ältere Schweizer Ehepaar, denen ich völlig spontan für ein paar Tage als Reiseführer diente. Was ohne unsere fantastische Fahrerin Ta komplett in die Hose gegangen wäre. Dieses Foto jedenfalls fasst – und das konnte ich damals noch gar nicht wissen – ziemlich gut meine Reisephilosophie und die Grundidee meines Blogs zusammen: Anders reisen. A propos, diese Fahrt mit dem Auto von Bangkok nach Phuket würde ich noch heute jedem empfehlen, der Interesse am wahren Thailand hat!

Lieblingsfotos: Sonnenuntergang über einer Hütte am Strand von South Beach, Miami, USA
South Beach, Miami, USA

Miami, Sehnsuchtsort. Bekannt aus Filmen, Serien, Rap-Songs. Die Wahrheit? Ich fand es dort ganz schön arm! Abgesehen vielleicht vom Sonnenuntergang, der mich aber auch noch im letzten Drecksnest positiv stimmen kann. Danach ging es dann wieder zurück ins überteuerte Hostel mit all seinen Idioten-Gästen und den noch bescheuerteren Passanten auf dem Gehweg davor. Zum Glück bestieg ich dann schon bald einen japanischen Kleinwagen für einen Roadtrip bis New Orleans. Dieser war, zumindest zeitweise, gut.

Lieblingsfotos: Ein Auto spiegelt sich in einer Pfütze in in Varadero
Ein Auto checkt sein Spiegelbild in Varadero

Keine Frage: Zum Fotografieren gibt es wenige so dankbare Länder wie Kuba! Die Menschen, die Gebäude, die Autos, die Farben, … Endlich hatte ich meinen Plan umgesetzt und war auf diese außergewöhnliche Insel geflogen. Zwar hatte Castro nach gefühlten Jahrhunderten tatsächlich endlich abgedankt. Geändert jedoch hatte sich für die tollen Menschen in Kuba leider nicht viel. Und das vergällte mir schließlich meinen Besuch des karibischen Eilands dermaßen, dass ich zu guter Letzt das Bodenpersonal am Flughafen bestach, damit sie mich früher zurück nach Mexiko fliegen liessen. Ich konnte die Resigniertheit und Verzweiflung der Kubaner einfach nicht länger aushalten. Was sich jedoch für immer in meine Erinnerung eingegraben hat, ist die unglaublich anstrengende und unglaublich belohnende Fahrradtour nach Viñales.

Lieblingsfotos: Mann angelt vor der Brücke Stari Most in Mostar
Stari Most, Mostar

Als dieses Foto entstand, konnte ich vor Erschöpfung schon kaum mehr stehen. Wir waren mittlerweile seit einer Woche unterwegs und hatten im Grunde fast gar nicht geschlafen. Ich hatte mich als Produktionsleiter (nahezu ohne Bezahlung) einer wahnwitzigen Unternehmung angeschlossen: 7 Schrott-Autos, 21 Leute aus der ganzen Welt, 11 Länder, eine große Party als Ziel: Kazantip in der Ukraine. Das Ganze sollte eine Fernsehserie werden. So fertig ich in Mostar auch bereits war, so konnte ich mich doch nicht des Charmes dieser kleinen Stadt erwehren. Mit ihrem herzhaften Essen, den Gerüchen, die durch die Gassen waberten und den auffallend offenen Menschen zeigte sich die vom Krieg verwüstete Stadt von ihrer besten Seite. Und so blieben wir kurzentschlossen für eine Nacht dort. Endlich kam ich an ein paar Stunden Schlaf!

Lieblingsfotos: Sonnenuntergang über einem Tempel in Lovina Beach, Bali, Indonesien
Lovina Beach, Bali, Indonesien

Ein doppelter Regenbogen?! Über einem hinduistischen Tempel?! Tatsächlich entschädigte dieses Schauspiel für einen gar nicht mal so coolen Tag auf Bali. Morgens hatten wir uns einer dubiosen Delfin-Tour angeschlossen, was ich bis heute bereue. Nicht nur, dass die Delfine dabei regelrecht gejagt wurden, ich hatte auch noch einer älteren Frau im Boot das Leben retten müssen, die einen Skorpion in der Schwimmweste hatte… Erschöpft hatten wir uns dann bei mäßigem Wetter durch den Tag gequält, bis abends endlich unser Bus zurück nach Java ging. Und gerade, als wir vor dem Hotel auf den verspäteten Bus warteten, entdeckte ich die beiden Regenbogen am Himmel!

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5 Kommentare

    • Danke, Gabi, das freut mich sehr! Es ist witzig, wie unterschiedlich Fotos bewertet werden können. Das Foto von den Jungs auf dem Tandem ist ja kein wahnsinnig perfektes Foto. Und doch finde auch ich es ganz cool, und zwar einzig und allein wegen des Inhalts. Liebe Grüße zurück! Marco

  • Pingback: ¡Sí se puede! - Mit dem Fahrrad durch Kuba | LIFE IS A TRIP

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