Tansania Safari – Festgefahren neben einem Rudel Löwen

Impalas im Mikumi National Park
Impalas im Mikumi National Park

Er wird doch nicht?! Oh doch, wird er. Ich habe es befürchtet. Zögerlich arbeitet sich unser Fahrer und Guide Jay bei der Tansania Safari vom Feldweg zu den drei Land Cruisern in der Steppe vor.

Schon von weitem haben wir erkannt, dass sich alle drei hoffnungslos im Schlamm festgefahren haben. Wer kann es ihnen verdenken: Direkt neben den gut mit Touristen gefüllten Safari-Geländewagen liegt schläfrig eine Gruppe Löwen im hohen Gras. Somit hat natürlich auch Jay kaum eine andere Wahl, als auf diesen Spot zuzuhalten. Was vermutlich erklärt, warum er unsere Warnungen wortlos ignoriert. Das, und vielleicht seine doch recht begrenzten Englischkenntnisse. Es kommt jedenfalls, wie es kommen muss: Wir haben noch keine drei Fotos der fünf Löwinnen geschossen, da stecken auch wir bereits bis zur Radnabe im Schlamm…

Gestern beim Abendessen mit der Gruppe kam die Frage auf, ob jemand an einem Game Drive interessiert sei, einem Safari Trip im offenen Jeep durch den Mikumi National Park. Nur ich und eine weitere Mitreisende schienen teilnehmen zu wollen, da wir nicht wie die meisten Anderen in wenigen Tagen in die berüchtigte Serengeti fahren würden. Doch zwei waren nicht genügend Teilnehmer. Kurz sah es daher so aus, als müssten wir das Ganze absagen. Doch dann schaffte ich es, den Preis ein wenig herunterzuhandeln und plötzlich fanden sich doch noch vier weitere Interessenten.

Leberwurstbaum bei einer Tansania Safari
Leberwurstbaum im Mikumi National Park

Aber wer hätte gedacht, dass sich eine Safari in Tansania auf diese Weise entfalten würde?! Alle Guides und Bücher hatten vorausgesagt, dass man hier im westlichen Tansania vermutlich nicht viel an Wildlife zu Gesicht bekommen würde. Niemand von uns hatte den Namen Mikumi vorher überhaupt schon einmal gehört.

Und doch haben wir bereits vor der Einfahrt in den Park ganze Herden von Giraffen und Zebras am Straßenrand gesehen, von Elefanten und Impalas ganz zu schweigen. Kurz nach der Schranke mit ihren grimmig blickenden Rangern dann: Wasserbüffel, Pumbas (Warzenschweine), Paviane, Gnus, sowie noch viel mehr Exemplare aller oben genannten Tiere. Dazu noch eine bunte Vogelwelt, deren Highlight wohl die Marabus sein mussten. Große, glatzköpfige Vögel, die wie weise alte Männer daherkommen und sich auch so gebärden. Fast hätte sich einer von ihnen in seiner Weisheit von Jay überfahren lassen.

Giraffe im Mikumi National Park während einer Tansania Safari
Neugierige Giraffe am Strassenrand vor dem Mikumi National Park

Nach einer Weile dann sind wir bei einem Wasserloch angekommen, dass bis zum Rand mit Nilpferden vollgestopft zu sein schien. Abgelenkt von den prustenden Kolossen haben wir beinahe das recht massive Krokodil übersehen, das am Ufer sein kaltes Blut von der Sonne in Wallung bringen ließ.

"Marco Buch" mit Krokodil während einer Tansania Safari
Don’t try this at home: Selfie mit Krokodil

Danach sind wir noch in einen Baobab-Baum von beeindruckender Größe geklettert. Von der einen Seite des Ungetüms hat man uns jedoch abgeraten, da es dort wohl offenbar ein Nest mit Killerbienen gibt.

Baobab-Baum mit Teilnehmern einer Tansania Safari
Baobab-Baum

Diese Tansania Safari hat sich also bisher um Längen aufregender gestaltet als von allen erwartet. Doch dann sagte unser Guide plötzlich etwas, das uns alle noch einmal hellhörig werden ließ: „Simba„, verkündete Jay trocken – Suaheli für Löwe. „I will find Simba for you!“ Na, dann mal los, haben wir gedacht, und doch hat keiner so recht daran geglaubt.

Giraffen im Mikumi National Park
Noch viel mehr Giraffen im Mikumi National Park

Daraufhin sind wir kilometerweit über Feldwege geholpert. Der Stand der Sonne kündigte unterdessen bereits ein baldiges Ende des Tages an. Während eine Menge weiterer Tiere nur so an den offenen Fenstern des Land Rover vorbeiflog, döste unsere Gruppe aus insgesamt fünf Ländern auf den Gummisitzen vor sich hin.

Impalas vor einem Baum im Mikumi National Park
Impalas im Mikumi National Park

Doch urplötzlich unterbrach Jay unser Mittagschläfchen: „Simba, for sure. There, where all the cars are.“ Dabei deutete er auf ein paar Wagen, etwa 500 Meter vom befestigten Weg entfernt. Im Bruchteil einer Sekunde waren wir alle hellwach und blickten zu den drei Toyotas. Direkt nebendran lagen tatsächlich echte, wahrhaftige Löwen!

Tja, und da wären wir nun: Drei Toyota Land Cruiser und ein Land Rover, offiziell festgefahren. Kein Vor, kein Zurück. Vier Guides, deutlich besorgt. Zusammengenommen etwa 25 Touristen, fragende Gesichter darbietend. Fünf Löwen, unseren Fahrzeugen eine Spur näher als sie wohl sein sollten.

Festgefahren im Busch ist eine Sache. Ein Rudel Löwen in greifbarer Nähe ist eine ganz andere.

Und tatsächlich sieht die eine Löwin auch bereits aus, als wäre sie ganz und gar nicht begeistert von unserer Anwesenheit. Während die anderen vier vor sich hindösen und dabei fast unmerklich aus den großen Mäulern hecheln, lässt uns die Löwin ganz rechts nicht eine Sekunde aus den Augen und präsentiert uns mehrmals ihr beeindruckendes Gebiss. Vermutlich ist sie die Matriarchin des Rudels. Vielleicht hat sie auch seit längerem nichts mehr gegessen.

Die Löwinnen befinden sich keine 15 Meter von uns entfernt. Man kann sie tatsächlich riechen. Nicht unangenehm, aber doch würzig. Wild würde den Geruch wohl am ehesten beschreiben. Ich frage mich, ob wir vielleicht die Fenster hochkurbeln sollten. Doch selbst wenn wir das täten, wäre immer noch unser komplettes Dach offen. Und wenn ich mich recht erinnere, sind Katzen doch recht passable Kletterer.

Löwen in der Savanne während einer Tansania Safari
Das Rudel Löwen

Die Guides haben sich nun um jenen Wagen versammelt, der am tiefsten im Schlamm steckt. Während sie hilflos beratschlagen, was zu tun ist, blicken sie etwa alle fünf Sekunden nervös in Richtung der Raubkatzen. Die schlechtgelaunte Löwin macht mittlerweile den Eindruck, als wäre sie jede Sekunde zum Sprung bereit. Ich ertappe mich bei der etwas pietätlosen Frage, ob die vier Guides wohl schon als komplette Mahlzeit für das Rudel durchgehen oder vielleicht doch nur eine einheimische Vorspeise vor dem leicht exotischen Hauptgericht darstellen würden.

Extremsituationen bringen das wahre Gesicht von Menschen zum Vorschein; jede Maske fällt. Und auch wenn es bisher noch keiner explizit ausgesprochen hat: Dies hier ist durchaus eine Extremsituation. Wir stecken fernab jeglicher Zivilisation in der Wildnis fest, demnächst wird die beeindruckende afrikanische Dunkelheit hereinbrechen. Die Guides haben nicht ein einziges Funkgerät dabei, keines unserer Telefone hat hier draußen Netz.

LÖWEN.

Es ist wahrlich interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die einzelnen Mitglieder unserer kleinen Gruppe mit der brenzligen Lage umgehen. Die beiden Holländer Bram und Jimmy fotografieren, was das Zeug hält und nuscheln einander dabei ungläubige Halbsätze in ihrer Sprache zu. Vermutlich eine Art Verschleierungstaktik. Die Koreanerin Chiwa scheint zu meditieren oder eventuell telepathischen Kontakt mit den Königinnen der Tiere aufnehmen zu wollen. Ihre Augen sind geschlossen, ihre Hände im Schoss gefaltet. Die Engländerin Emma wird nicht müde, lautstark zu betonen, wie dumm und unfähig unser Guide Jay doch ist, sich nach allen Anderen nun auch noch festzufahren. Dumm. Unfähig. Echt jetzt mal! Sie fordert, dass unser Wagen unverzüglich befreit wird und dieser absurden Szenerie alsdann den Rücken kehrt. Es bleibt unklar, wer uns ihrer Ansicht nach befreien soll.

Der Amerikaner Kai und ich hingegen wollen nichts lieber als aussteigen, um den Guides dabei zu helfen, uns hier irgendwie herauszubekommen. Wir haben noch eine knappe Stunde, bevor die Sonne untergeht und die eigentliche Jagdzeit der Löwen anbricht. Von alleine wird sich unsere Misere aller Voraussicht nach nicht verbessern. Und mal ehrlich, Löwen hin oder her – das hier ist doch endlich mal das afrikanische Abenteuer, das wir die ganze Zeit gesucht haben!

Teilnehmer einer Tansania Safari im Geländewagen
Mikumi National Park mit gestrandetem Geländewagen

„Stay inside! Don’t open the doors!“ Die Guides scheinen sich in diesem Punkt sehr einig zu sein, als wir unsere Hilfsbereitschaft signalisieren und bereits jeweils einen Fuß auf den morastigen Boden gesetzt haben. Und so bleibt uns nichts übrig, als die Türen wieder zu schließen und für eine weitere Ewigkeit untätig zu beobachten, wie sie mit den Händen am Rad des einen Land Cruisers herumspachteln und dabei immer wieder Kontrollblicke in Richtung des Rudels werfen.

Doch tatsächlich befreien sie den Wagen schließlich auf diese Weise. Fast grenzt es an Magie. Dann versuchen die vier ohne weitere Überlegungen, mit dem befreiten Land Cruiser einen weiteren Geländewagen aus den tiefen Spuren zu schieben – Ersatzrad gegen Ersatzrad, den schlammigen Fuß auf der schleifenden Kupplung. Was zur Folge hat, dass der kurz Befreite nun ebenfalls wieder feststeckt.

Ich finde, dass dieser Ausgang doch leicht absehbar war. Nichts gegen unsere Guides. Sie wissen sicher eine Menge über die Tierwelt Afrikas, auch wenn sie oft sprachlich nicht in der Lage dazu sind, viel von ihrem Wissen zu vermitteln. Autofahren jedoch ist definitiv nicht ihre Stärke. Nicht hier, und nicht anderswo in Afrika. Hatte unser Guide im Chobe National Park es bereits geschafft, seinen Wagen durch absolute Unfähigkeit beinahe mitsamt allen Passagieren auf die Seite zu legen, sehe ich auch hier allerseits nur sehr mäßige Fahrkünste.

Festgefahrene Geländewagen im Schlamm im Mikumi National Park
Festgefahren im Schlamm

Bald ist klar: So wird das alles nichts. Und schon wieder haben wir wertvolle Minuten verloren. Wenigstens ist jetzt Emma endlich still. Wie es scheint, hat sie sich Chiwa in der Meditation angeschlossen.

„OK guys, did you get good pictures of the lions? We need to chase them away now.“

Moment – hat Jay das gerade wirklich gesagt?! Die Löwen verjagen?! Wir sind allesamt so perplex, dass nicht mal einer von uns an den Auslöser seiner Kamera denkt, als die vier Guides nur Sekunden später damit anfangen, zu schreien wie von der Tarantel gestochen und die Löwinnen dabei mit großen Brocken Schlamm zu bewerfen. Kurz bin ich mir nicht sicher, ob diese stolzen Wildkatzen das mit sich machen lassen. Doch vier von ihnen trotten schließlich von dannen, nicht ohne jedoch ein paar brachiale Zorneslaute abzugeben. Doch jene Löwin, die mir schon die ganze Zeit Sorgen bereitet, scheint zunächst eher auf uns zulaufen zu wollen als in die entgegengesetzte Richtung. Und jetzt hat sie wirklich richtig schlechte Laune!

Ihr Brüllen lässt uns allen das Blut in den Adern gefrieren. In Schockstarre glotzen wir in ihr aufgerissenes Maul, das meinen Kopf problemlos umschließen könnte. Die Guides werfen noch mehr Schlamm und schreien ihrerseits aus vollem Halse. Viel Anderes bleibt ihnen auch nicht übrig.

Und tatsächlich brüllt die Löwin schließlich ein letztes Mal und folgt dann ihren Kolleginnen widerwillig hinaus in die Savanne.

Wir brauchen einen Moment, um das Erlebte zu verarbeiten. Nachdem sich unser Puls leicht beruhigt hat, steigen Kai und ich aus. Barfuß, vielleicht keine so gute Idee. Aber egal, wir haben gerade ein Rudel Löwen überlebt!

Zunächst protestieren die Guides noch kurz, doch schnell wissen sie zu schätzen, dass wir gemeinsam mit ihnen die ersten Reifen freischaufeln. Mit den Händen, versteht sich. Die einzige Schaufel der vier Expeditions-Wagen ist dermaßen am Dach festgerostet, dass wir sie nicht losbekommen. Bram und Jimmy folgen uns nach draußen. In den ersten Minuten blicken wir alle immer mal wieder unsicher in die Richtung, in welche die Löwen verschwunden sind. Doch dort sieht man nun nur noch Gnus. Was ich erst mal als gutes Zeichen werte.

Die Guides schleppen nun trockene Äste herbei, aus den anderen Wagen haben sich ebenfalls die wenigen männlichen Expeditionsteilnehmer zu uns gesellt. Aus einem der Land Cruiser beobachten uns unterdessen knapp 10 blonde Däninnen beim Wühlen im Schlamm. Sie scheinen sich nicht sicher, ob es wohl adäquat ist, uns beim Graben zu fotografieren. Auch unsere Mädels sehen jedenfalls nicht so aus, als wollten sie die Kabine des Land Rover in naher Zukunft verlassen.

Tatsächlich bekommen wir den einen Wagen nach einigen Minuten des Schaufelns und Äste-Unterlegens frei. Der Fahrer geht klugerweise nicht vom Gas, bevor er das Trockene erreicht hat. Er parkt den Wagen auf dem sicheren Weg und kommt zu Fuß zu uns zurück. Es wäre jetzt zumindest möglich, eine Art Shuttle-Service zurück in die Zivilisation einzurichten.

Beim nächsten Wagen verstehe ich nicht, warum er überhaupt festsitzt. Lediglich ein Rad ist im Schlamm eingegraben. Bei einem Allradfahrzeug sollte das im Grunde überhaupt kein Problem sein. Da ich mich mit dem Fahren im Gelände dank meines Vaters recht gut auskenne, checke ich mal eben das Cockpit. Und tatsächlich: Der Allrad ist nicht mal zugeschaltet. Verdammte Amateure! Ich suche den Fahrer und frage ihn, ob er überhaupt weiß, wofür der zweite Schalthebel in seinem Wagen gut ist. Weiß er. „Not possible. Broken,“ sagt er resigniert. Eigentlich klar. Ist eben Afrika.

Nach einer Menge Schlamm, dem Einsatz der nun tatsächlich von den kräftigen Holländern befreiten Schaufel sowie eines Wagenhebers und einer Menge Äste befreien wir tatsächlich auch den zweiten Wagen. Kai und ich sehen mittlerweile aus wie zwei Wildschweine. An die gefährlichen Raubtiere verschwendet offenbar mittlerweile keiner mehr einen Gedanken.

"Marco Buch" mit schlammigen Händen im Mikumi National park
Schlammige Hände

Nach langem Argumentieren verlassen schließlich auch die ganzen blonden Mädchen ihren Wagen. Und helfen nach anfänglicher Skepsis sogar schieben. Mit der vereinten Kraft von knapp 20 Mann schieben wir nun den letzten Land Cruiser aus dem Schlamm. Mit letzter Anstrengung. Zwei Paar schiebende Hände weniger, und wir hätten vermutlich keine Chance. Als ich die Aufkleber am Heck des Wagens bemerke, muss ich kurz grinsen: „Hakuna Matata (Kein Problem)“ und „No hurry – This is Africa!

Völlig verschwitzt und vom Scheitel bis zur Sohle mit Schlamm bedeckt machen wir uns schließlich an unseren eigenen Wagen, den einzigen Land Rover. Obwohl der Wagen deutlich leichter als die bulligen Toyotas ist, hat Jay ganze Arbeit geleistet und ihn komplett im Schlamm versenkt. Wäre es nach ihm gegangen, wären wir tatsächlich längst abgehauen. Im Flüsterton hat er uns aufgefordert einzusteigen, als der ‚Landy‘ vorhin mal kurz befreit schien. Doch unsere ganze Gruppe war sich einig, dass wir die Anderen hier nicht einfach stehen lassen konnten. Selbst Emma stimmte schließlich zähneknirschend zu.

Mann mit schlammigen Händen in einem Geländewagen
Kai mit schlammigen Händen

Noch einmal packen alle mit an. Die völlig profillosen Reifen drehen durch und schleudern große Brocken Erde in die Menge. Die Blondinen schreien theatralisch, die Guides ächzen unter dem Gewicht des Wagens. Ich trete in einen Dorn. Der kurze Schmerz lässt mich noch ein wenig kräftiger schieben.

Und schließlich: Der Triumph! Mit heulendem Motor und umhüllt von einer Wolke Diesel-Ruß erreicht endlich auch der vierte Geländewagen den trockenen Weg, an dem das ganze Drama vor knapp einer Stunde begonnen hat. Alle applaudieren johlend und machen sich dann zu Fuß auf den Weg zu ihrem jeweiligen Gefährt. Die Sonne hat soeben den Horizont erreicht. Gutes Timing, würde ich sagen.

Die Guides bedanken sich überschwänglich bei uns. Ich könnte mir vorstellen, dass sie soeben gleich eine ganze Handvoll der Parkregeln gebrochen und damit eventuell sogar ihren Job aufs Spiel gesetzt haben. Denkt man kurz genauer über das gerade Geschehene nach, war die Sache doch nicht ganz ungefährlich. Und natürlich komplett vermeidbar. Wir alle sind vollgepumpt mit Adrenalin und beglückwünschen einander euphorisch, Guides wie Passagiere.

In einer Kolonne fahren wir schließlich in Richtung Ausgang des Parks, Jay hat mit dem Land Rover die Führung übernommen. Unsere Gruppe kommt kaum zur Ruhe, so aufgewühlt haben uns die Erlebnisse. Wir quasseln ohne Unterbrechung, wie eine Gruppe alter Damen beim Friseur.

Doch tatsächlich hat dieser schräge Tag noch eine weitere Überraschung auf Lager. Jay stoppt urplötzlich vor der einzigen Brücke, die über den kleinen Fluss des Parks führt. Ziemlich mittig platziert liegt dort seelenruhig ein weiterer Löwe. Und diesmal tatsächlich sogar ein männliches Exemplar mit riesiger Mähne, das noch mal eine ganze Ecke größer ist als seine soeben erst vertriebenen Artgenossen. Wow! Ich meine, ehrlich mal. Ein Park, in dem es angeblich nichts zu sehen gibt. Und dann so etwas!

Löwe auf einer Brücke im Mikumi National Park
Löwe im Mikumi National Park

„Close the windows“, sagt Jay in einem Ton, der keine Widerworte zulässt. Ich habe so ein Gefühl, dass er gerade darüber nachsinnt, ob das hier wirklich der richtige Job für ihn ist.

Wir tuen wie uns geheißen, dann fährt Jay in Schrittgeschwindigkeit auf den mächtigen Löwen zu, der mit der Wahl seines exponierten Schlafplatzes noch einmal seine Machtstellung im Tierreich unterstrichen hat. Doch tatsächlich rafft sich die beeindruckende Katze erstaunlich schnell auf und verlässt die Brücke. Er macht jedoch noch mal deutlich klar, wer hier eigentlich das Sagen hat, als er für einige Meter gelangweilt vor unserem Wagen hertrottet.

Dann verlässt Simba schließlich den Weg und verschwindet im Sonnenuntergang. Sechs Mündern entweicht zum zweiten Mal an diesem Tag ein Seufzer der Erleichterung. Jay wischt sich gequält den Schweiß von der Stirn. „Crazy day“, murmelt er. Wenn es einer einschätzen kann, dann wohl er.

Und so bin ich rundum zufrieden damit, mich gegen die teure Serengeti-Tour entschieden zu haben. Nach diesem unglaublichen Tag ist wirklich nicht mehr viel Luft nach oben.

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