Der Libanon ist wahrlich kein Standard-Reiseziel. Und eine Reise nach Nahost ist je nach politischer Lage auch nicht ganz ungefährlich. Trotzdem möchte ich jedem empfehlen, über einen Trip in den Libanon nachzudenken, denn das Land hat wirklich wahnsinnig viel zu bieten! Zusätzlich zu meinen Libanon-Sehenswürdigkeiten erzähle ich Dir am Ende des Artikels noch, was Du für eine Libanon-Reise beachten solltest.
Wie immer gilt: Meine individuelle Reiseroute erhebt selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich hatte aber wirklich das Gefühl, dass man in einer Woche vor Ort kaum mehr Libanon-Sehenswürdigkeiten sehen und erleben kann.
First things first: Beirut
Beirut hat den einzigen Flughafen und ist mit Abstand die größte Stadt im Libanon. Knapp ein Drittel der sechs Millionen Libanesen lebt in der Hauptstadt. Beirut ist vielseitig, multikulturell und sehr international. Ergo: Der perfekte Ausgangspunkt für eine Reise durch den Libanon!
Beirut erlaufen
Um die Libanon-Sehenswürdigkeiten in Beirut zu entdecken, muss man nicht weit schweifen. Ich kann daher nur jedem ans Herz legen, einfach auf seine Beine als Transportmittel zu vertrauen.
Die Stadt überrascht den Erstbesucher mit einer Vielzahl an Hochhäusern und mit hunderten von Großbaustellen. Auf den zweiten Blick ist man dann vermutlich schon wieder verblüfft, diesmal von der Tatsache, dass hier Moscheen und christliche Kirchen auch mal direkt nebeneinander stehen.
Beirut Sehenswürdigkeiten: Mar Mikhael
Der gesamte Innenstadtbereich ist völlig sicher und man muss beim spazieren keine Bedenken haben. Am besten fängt man in Mar Mikhael an, wo viele Bars und Galerien zu Hause sind. Hier gibt es eine Menge zu sehen. Besonders toll fand ich die Treppe der St. Nicholas Street. In der direkten Umgebung gibt es auch gleich mehrere Galerien sowie das prämierte Hostel The Grand Meshmosh, auf dessen Terrasse man bei einem Espresso einen tollen Blick auf das Treiben hat.
Beirut off the path: Sursock Museum
Am oberen Ende der Treppen befindet sich das spannende Sursock Museum mit Werken zeitgenössischer libanesischer Künstler.
Doch auch das Gebäude selbst ist bereits ein echter Hingucker. Es steht beispielhaft für die libanesische Architektur mit ihren Einflüssen von der venezianischen bis zur osmanischen Kultur.
Mohammad Al-Amin Moschee und Saint George Kathedrale
Die spannende Gouraud Street führt direkt zur größten Moschee der Stadt, der Mohammad Al-Amin Moschee (siehe weiter oben). Hier im Zentrum gibt es einiges an Libanon-Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Direkt neben der Moschee etwa befindet sich die Saint George Kathedrale.
Nebenan lädt eine archäologische Ausgrabungsstätte mit Säulen alter römischer Gebäude zum Besuch ein.
Ebenfalls ganz in der Nähe, dieser beliebte Spot für Hochzeitspaare:
American University Beirut
Scheut man ein paar Kilometer mehr zu Fuss nicht, so ist die American University ebenfalls ein lohnendes Ausflugsziel.
Der Weg hierher führt um das weitläufig abgesperrte Regierungsviertel. Unterwegs gibt es eine Menge zu sehen, von alten Gebäuden über kleine schräge Shops bis hin zu vom letzten Krieg zerstörten Häusern und Hotels. Das auf einem Hügel gelegene Gelände der American University ist riesig und bildet eine der wenigen Grünflächen der Stadt. Dazu findet man hier noch ein paar echt schöne Gebäude sowie coole Spots mit Ausblick über die Corniche.
Libanon-Sehenswürdigkeiten: Beirut Corniche
Nach und nach klettert man sich durch das Gelände der American University wieder runter auf Meeresspiegel. Und da steht man dann auch schon mitten auf der Corniche, der Promenade Beiruts.
Hier kann man palmenverzierte Blicke aufs Mittelmeer werfen, Angler und Skateboarder bei ihren Aktivitäten beobachten oder wie die Einheimischen einfach Kaffee trinken und rauchen. Am besten ist man hier gegen Sonnenuntergang wegen, naja, you know.
Libanon Sehenswürdigkeiten mal anders: Oldtimer in Beirut
Ich bin ja immer wieder fasziniert davon, wie sehr sich die Fortbewegungsmittel in unterschiedlichen Ländern voneinander unterscheiden. In Beirut wurde mir schnell klar, dass es hier in puncto Autos einiges zu sehen gibt!
Hauptsächlich jedoch sollte ich nicht wirkliche Oldtimer entdecken, sondern eher ziemlich runtergerockte Youngtimer. Für mich persönlich haben diese jedoch eine Menge Charme. Wer das ähnlich sieht, kommt im Libanon voll auf seine Kosten!
Nicht sonderlich überraschend: Mittelalte und sehr alte Autos scheint es im ganzen Land zu geben, aber die echten Schmuckstücke stehen zum größten Teil in Beirut.
Essen in Beirut
Ich komme später noch mal detaillierter zum libanesischen Essen. Doch eines vorab: Es ist großartig!
Selbst getestet habe ich aus dieser Liste das ‚Dar Bistro and Books‘. Super Essen, tolles Ambiente, und Bücher gibt es dort auch noch zu kaufen!
Ich hatte eines Abends noch die Gelegenheit, im nicht ganz billigen ‚Baron‘ zu essen. Hier bekommt man wirklich atemberaubende Fusion-Küche vorgesetzt; ich habe etwa noch nie in meinem Leben derart raffiniert zubereiteten Rosenkohl gegessen. Allerdings muss man auch bereit sein, dafür knapp $ 50 pro Person auf den Tisch zu legen, Getränke kommen da noch obendrauf.
Ein weiteres Restaurant in Beirut möchte ich noch wärmstens empfehlen, auch und gerade, wenn einen mitten in der Nacht der Hunger überkommt: Das ‚Falamanki‘. Läuft man des Nachts in diesen traditionellen Laden mit jahrzehntealter Geschichte hinein, kommt man sich wirklich vor wie im Film. Ein großer offener Raum mit toller Architektur, alle Gäste rauchen Shisha, viele spielen Backgammon oder Karten. Dazu traditionelle Musik im Hintergrund und exotische Düfte aus allen Ecken. Allein hierfür lohnt es sich schon herzukommen. Doch dann serviert man hier auch noch dermaßen leckere Mezze, dass aus einem Mitternachtssnack schnell ein wahres Gelage werden kann!
Tipp (auch für mich selbst): Man sollte nicht mehr als ein Glas Arrak trinken…
Eine der top Libanon-Sehenswürdigkeiten: Nachtleben in Beirut
Schon im Vorfeld war mir gesagt worden, dass ich wohl nicht viel schlafen werde im Libanon. Und tatsächlich: Viel des Beiruter Lebens spielt sich in der Nacht ab. Sehr beliebt bei den Nachteulen ist das Viertel Mar Mikhael, wo im Grunde jedes zweite Haus eine Bar ist. Besonders positiv empfand ich hier, wie sich in vielen Bars Expats und Locals zu einem ziemlich lustigen und wilden Haufen mischen. Bestes Beispiel hierfür ist wohl die ‚Bar Anise‘. Ebenfalls viel Spaß gemacht hat das rustikale ‚Torino‘, wo eine wirklich coole DJane spielte und man die meiste Zeit halb auf der Straße stand. Auch empfohlen wurden mir das ‚Internacionale‘ und das ‚Vivien‘, aber dafür reichte meine Zeit dann letztendlich nicht.
Libanons Süden: Saida
Man kann natürlich auch erst mal gen Norden reisen, ich aber habe mir zunächst Saida im Süden angeschaut. In knapp einer Stunde ist man mit dem Auto von Beirut aus dort. Doch Touristen sucht man hier erfrischenderweise vergeblich.
Die kleine Stadt versprüht einen komplett anderen Vibe als Beirut. Fast fühlt man sich, als wäre man in ein anderes Land gereist. Um ganz ehrlich zu sein: Ein bißchen hat mich Saida auch runtergezogen, ohne dass ich jedoch sagen könnte, warum. Trotzdem möchte ich den Besuch nicht missen. Doch was sind sie, die Libanon-Sehenswürdigkeiten in Saida?
Seefestung in Saida
Man kann die Seefestung in Saida kaum übersehen, der Zugang erfolgt direkt von der Hauptverkehrsader. Das im 13. Jahrhundert von den Kreuzfahrern erbaute Seeschloss ist wirklich einen Besuch wert. Tipp: Morgens gleich der erste sein, dann kann man sich ganz alleine im Gemäuer umschauen!
Saida Soap Mueseum
Ja, es gibt tatsächlich so etwas wie ein Seifenmuseum! Leider war es jedoch geschlossen, als ich nach Saida kam. Aber auch das Gebäude selbst ist schon schön anzusehen (siehe oben).
Souks von Saida
Mit am besten gefallen haben mir in Saida die traditionellen Souks, die Geschäfte in den kleinen Gassen. Immer und immer wieder habe ich neue Wege durch das Labyrinth gefunden. Hierbei ist das Angebot der Läden gar nicht weiter wichtig, es geht letztendlich eher um das Ambiente. Man kann sich zwischen all den Händlern wirklich gut vorstellen, dass das vor Hunderten von Jahren schon ganz ähnlich aussah.
Fischmarkt
Mein kurzer Besuch des Fischmarktes entpuppte sich als sehr spannend, da die Männer, die dort arbeiteten, sehr interessiert an Besuchern waren. Da mehrere von ihnen deutsch sprachen, konnte ich hier inmitten von Fischschuppen ein aufschlussreiches kleines Schwätzchen halten. Man findet den Fischmarkt schräg gegenüber vom Seifenmuseum.
Essen in Saida: Restaurant Tawlet
Ein Besuch im Restaurant Tawlet ist obligatorisch. Tolles Design, Hammer Blick bis hin zur Seefestung und dazu noch sehr leckeres Essen! Kommt man um die Mittagszeit, hat man den Laden und den wahnsinnig freundlichen Service ganz für sich allein!
Libanons Süden: Tyre
Eine weitere Stunde südlich liegt das sehenswerte Städtchen Tyre, das wieder von einer ganz anderen Stimmung lebt. Ich fand es besonders spannend, von Norden her in die Stadt hineinzulaufen. Zunächst passiert man relativ arme Viertel direkt am Strand, bevor man schließlich auf die Corniche trifft, wo die Menschen bei Tee und Shisha an kleinen Ständen zusammensitzen. Zu guter Letzt erreicht man den hübschen Hafen und die UNESCO-geschützte Altstadt Tyres.
Antike Ausgrabungsstätten in Tyre
Das antike Tyros war eine der wichtigsten Städte der Phönizier. Auch heute finden sich in Tyre noch wirklich beeindruckende Ruinen, zum größten Teil jedoch aus der Römerzeit.
Noch beeindruckender ist allerdings das riesige Areal des Hippodroms, das wie aus der Zeit gefallen mitten in der Stadt herumsteht.
Fast alleine kann man zu Fuß auf dem großen Gelände umherschweifen, so wenig besucht ist das Hippodrom. Wichtig zu bedenken ist nur, dass der einzige Eingang an der Ostseite liegt.
Weitere Libanon-Sehenswürdigkeiten in Tyre
Tyre ist einfach ein toller Ort, um lange Spaziergänge zu unternehmen. In den bunten Gassen der Alstatdt kann man sich schnell verlieren, aber irgendwann kommt man ohnehin immer wieder ans Meer zurück.
Die Einheimischen sind hier zwar etwas zurückhaltender als in Beirut, aber doch durchweg freundlich. Oldtimer findet man auch hier, dazu noch vor tollen Kulissen!
Richtig schön ist es, zum Sonnenuntergang am westlichen Zipfel der Halbinsel umherzustreifen!
Essen in Tyre
Das ‚Phenicien‘ im Hafen von Tyre mag zwar etwas teurer sein, aber das Essen hier ist wirklich spektakulär! Man probiere etwa den phönizischen Salat mit Krebsfleisch oder die Shrimps in Honig-Senf-Sauce. Delish!! Geheimtipp: Zwei Häuser weiter links befindet sich eine unscheinbare Hütte, in der man Tony antrifft. Der alte Mann mit dem charakteristischen Gesicht hat hier während des letzten Krieges als einziger die Stellung gehalten und auf das ‚Phenicien‘ aufgepasst. Seither darf er in seiner Hütte die Speisen des Restaurants verkaufen. Es ist bei Tony nicht nur etwas günstiger, ein Essen hier hat auch ungleich mehr Charme!
Schlafen in Tyre: Boutique Hotel Dar Alma
Es gibt einige Möglichkeiten, in Tyre unterzukommen. Doch das Hotel Dar Alma weiß mit tollem Design zu überzeugen. Der absolute Knaller jedoch ist hier die Terrasse zum Meer hin (siehe Foto weiter oben), auf der man auch das sehr umfangreiche Frühstück zu sich nimmt!
Libanons Norden: Batroun
Etwa eineinhalb Stunden nördlich von Beirut befindet sich das verschlafene Fischerdorf Batroun. Hier findet der Besucher einen passablen Strand und eine Menge Ruhe.
Sehr empfehlenswert ist ein Ausflug hierher mit leerem Magen! Denn auf diese Weise kann man es den Einheimischen gleichtun und sich einfach stundenlang mit Blick aufs Mittelmeer an Meeresfrüchten, Fisch und libanesischen Köstlichkeiten laben!
Die wichtigste der Libanon-Sehenswürdigkeiten: Das beeindruckende Baalbek
Ein Besuch im Libanon ist nicht komplett ohne einen Ausflug zu den bombastischen Ruinen von Baalbek! Etwa zwei Stunden ab Beirut sollte man hierfür einkalkulieren. Wichtig: Bei der momentanen Sicherheitslage (Dezember 2017) ist es nicht ratsam, Baalbek auf eigene Faust zu besuchen. Man sollte sich stattdessen einer Tour ab Beirut anschließen.
Das hat zudem den Vorteil, dass man mit einem Betrag gleich alles bekommt: Transport, Tourguide vor Ort sowie ein durchaus leckeres Mittagessen.
Die antiken Tempel von Baalbek haben mich fast mehr beeindruckt als etwa die Akropolis. Die schiere Größe der alten Tempel ist wirklich atemberaubend. Auch der Blick in Richtung der Gebirgskette ist toll.
Libanon Sehenswürdigkeiten: Essen, Essen, Essen!
Wer mich kennt, weiß, dass ich fast jeder Küche etwas abgewinnen kann. Doch im Libanon wurde ich wirklich fast bei jeder Mahlzeit überrascht!
Die Klassiker aus Nahost wie Hummus, Falafel, Couscous und Taboulé schmecken im Libanon oft anders, als man es gewöhnt ist – raffinierter, leckerer. Richtig gut ist, was die Libanesen aus Auberginen machen: Mutabbal. Ebenfalls sehr empfehlenswert sind die berühmten Bulgur-Klöße Kibbeh. Dazu zahlreiche Eintopfgerichte, Brotvarianten, eingelegtes Gemüse, wahnsinnig schmackhafte Nüsse und ein unvergleichlicher Joghurt. Das Beste am libanesischen Essen ist, dass es meist in Mezze-Form serviert wird, sprich, kleine Portionen vieler unterschiedlicher Speisen. So wird im Grunde jedes Essen zum Festmahl!
Tipp: Den Tag einfach wie die Einheimischen mit Manushe beginnen, einem simplen Brot mit Thymianpaste!
Libanon: Wie kommt man hin, was gibt es zu beachten
Die günstigsten Flüge, die ich gefunden habe, kamen von Pegasus, leider mit kurzer Zwischenlandung in Istanbul. Ich habe knapp drei Wochen im Voraus gebucht und rund 250 Euro für einen Roundtrip von und nach Berlin bezahlt.
An der Immigration sollte man sich auf lange Wartezeiten und eine mitunter nervige Befragung gefasst machen. Gut zu wissen: Auch wenn man schon mal in Israel war, stellt das bei der Einreise kein Problem da. Es könnte nur zu ein paar zusätzlichen Fragen führen, die man nach meiner eigenen Erfahrung besser ehrlich beantwortet.
Da die politische Lage im Libanon nach wie vor etwas labil ist, sollte man vor der Reise die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes checken. Saida etwa wird nicht immer empfohlen, bereits kurz nach meinem Besuch wurde eine Warnung für die kleine Stadt ausgegeben.
Libanon: Die Menschen
Der Libanon besteht aus einer Vielzahl an Ethnien mit unterschiedlichen Religionen. Doch eines haben die meisten Libanesen gemeinsam: Ihre Gastfreundschaft. Mir schien, dass die Menschen auch nach all den schwierigen Zeiten, die sie in den letzten Jahren durchlebt haben, eine riesige Lebensfreude kultivieren. Man lausche nur mal einer normalen Unterhaltung, die stets mit viel Verve und nicht selten auf arabisch, englisch und französisch zugleich geführt wird. Echtes Entertainment!
Gerne kann man als Besucher versuchen zu verstehen, wie das Land tickt und wie es zu den Ereignissen der letzten Jahrzehnte gekommen ist. Doch eines vorweg: Es ist wirklich kompliziert!
Wer einen musikalischen Zugang zum Libanon sucht, dem empfehle ich die Musik von Omar Suleiman.
Libanon: Fazit
Vieles im Libanon ist anders, als man sich das aus der Entfernung vorstellt. Es gibt eine Menge zu sehen, und doch gibt es nur wenige Touristen. Das Essen ist erstklassig, die Menschen freundlich und das Wetter meist gut. All das macht den Libanon zu einem wirklich tollen Reiseziel!