Die Region Emilia Romagna im Norden von Italien ist besonders für ihren Käse Parmigiano Reggiano berühmt. Doch die Gegend zwischen Bologna und Modena hat vor allem für Autofans noch sehr viel mehr zu bieten. Hier finden sich fast alle namhaften Hersteller italienischer Sportwagen, Supercars und Motorräder sowie gleich mehrere private Sammlungen von Oldtimern!
In diesem Artikel zeige ich Dir die Highlights, die man als Autofan im sogenannten ‚Motor Valley‘ finden kann, kombiniert mit den kulinarischen Sehenswürdigkeiten der Region Emilia Romagna. Für diese Rundreise durch die Geschichte italienischer Automobile solltest Du etwa 4-5 Tage einplanen.
Start ins Motor Valley: Bologna
Ducati-Fabrik und -Museum
Beginnen wir mit den Zweirädern, für die Italien zu Recht berühmt ist: Ducati. Die Firma Ducati hat in Bologna ihre Hauptfabrik, an die ein tolles Museum angeschlossen ist.
Mein Tipp: Auf jeden Fall auch die Führung durch die Fabrik machen, denn selbst für mich, der Fahrzeuge mit vier Rädern bevorzugt, war es ein echtes Erlebnis, dem Entstehungsprozess einer Ducati von der ersten Schraube des Motors bis zum fertigen Motorrad beizuwohnen. Es versteht sich von selbst, dass man hier nicht fotografieren darf. Zu groß ist die Angst vor Industriespionage.
350 bis 400 Motorräder verlassen in der Hochsaison jeden einzelnen Tag die Fabrik. Kein Wunder also, dass das Innenleben der weitläufigen Halle wie ein gut funktionierendes Uhrwerk wirkt. Die Einzelteile der Ducatis kommen von 300 Zulieferern, von denen 60% italienische Firmen sind. Richtig gut: In der Ducati-Fabrik wird alles per Hand gemacht!
Am aufregendsten ist die Teststation am Ende, bei der man nun auch wenigstens ansatzweise den Sound der beeindruckenden Motorräder zu hören bekommt.
Von hier aus geht es direkt ins angrenzende Museum, das einen tollen Überblick über die Geschichte des italienischen Motorrads bietet.
Ducati, Via Antonio Cavalieri Ducati, 3, 40132 Bologna BO, Italien
Lunch in der Kantine von Lamborghini
Eine tolle Überleitung zum nächsten Highlight im Motor Valley bietet die Kantine von Lamborghini, in der man auch als Tourist essen kann. In einem Raum sitzen hier leger die Arbeiter der Fabrik vor ihrer Pasta, im anderen speisen die Entscheidungsträger in Anzügen. Die Wände sind gespickt von Fotos wunderschöner Sportwagen sowie von Highlights aus der Firmengeschichte. Es ist ein beeindruckendes Erlebnis, so tief in die Lamborghini-Welt einzutauchen!
Das Essen ist – wie soll es anders sein – simpel und famos, immerhin sind wir in Italien! Meine Empfehlung: Tagliatelle bolognese – klassisch und delikat.
Da Tajadela, Via Filippo Turati, 1, Sant’Agata Bolognese (ph +39 051 956680)
Emilia Romagna: Lamborghini-Fabrik und -Museum
Steigen wir nun ein in die vierrädrigen Highlights, die das Motor Valley zu bieten hat. Lamborghini in Bologna setzt die Messlatte gleich ziemlich hoch. Denn tatsächlich findet man hier die weltweit einzige Autofabrik, bei der man dem Produktionsprozess aus nächster Nähe beiwohnen kann.
Lamborghini produziert momentan drei Fahrzeuge: Hurakan, Aventador und Urus. Der SUV Urus wird jedoch in einer anderen Fabrik moniert. Hier in Bologna kann man somit die Produktionsstrassen des Hurakan und des Aventador besichtigen. Jeder Moment in der wahnsinnig gut organisierten Fabrik hat etwas Feierliches: Die Gerüche von Öl und Leder, die Sounds der Werkzeuge, der Anblick der monströsen Motoren. Und ständig ist man umgeben von Dutzenden bonbonfarbenen Lamborghini in allen Stadien der Herstellung!
An jeder Produktionsstrasse präsentiert ein großes Display einen Countdown, der bis zum Ende des Produktionsprozesses herunterzählt. Alle 35 Minuten läuft ein Hurakan vom Band, was zu bis zu 14 Fahrzeugen pro Tag führt! Der Aventador, noch personalisierter und individualisierter, braucht etwas länger. Im Schnitt verlassen hier 4,5 Fahrzeuge pro Tag die Fabrik.
Fun Facts:
- Alle Lamborghini sind nach Kampfstieren benannt.
- In der Fabrik wird alles per Hand gemacht. Es gibt lediglich einen unscheinbaren Roboter, der die Motoren von A nach B fährt.
- Stattet man einen Aventador mit allen personalisierten Extras aus, die angeboten werden, so landet man schnell bei 600.000 Euro für ein Fahrzeug…
War ich vorher eher ein Ferrari-Fan, so hat der Besuch der Lamborghini-Fabrik mich der italienischen Luxusmarke deutlich nähergebracht. Hätte ich die Kohle, würde ich mir nun vermutlich auch eher einen dieser knallbunten Boliden zusammenschweißen lassen!
Wusstest Du übrigens, dass Ferrucio Lamborghini seine Firma eigentlich nur startete, weil er mit den Kupplungen der Ferraris unzufrieden war? Mit einem Grinsen im Gesicht warnten uns die Guides im Museum vor dem anstehenden Besuch bei Ferrari: „Don’t mention the clutch!“
Das angrenzende Museum bietet einen tollen Überblick über die Geschichte des Lamborghini. Klares Highlight für jemanden wie mich, der in den 70ern geboren wurde: Das unübertroffen schräge Design des Countach!
Eine Fahrt in einem sehr realitätsgetreuen Simulator rundet das Lamborghini-Erlebnis ab. Man verlässt die Lamborghini-Zentrale beschwingt und mit der Motivation, demnächst Millionär zu werden.
Lamborghini, Via Modena, 12, 40019 Sant’Agata Bolognese BO, Italien
Emilia Romagna entdecken: City-Tour Bologna
Ist man schon mal vor Ort, so sollte man auf jeden Fall eine geführte Tour durch das entzückende Bologna machen. So bekommt man einen guten Überblick über die weitläufige Altstadt. Und einen Blick hinter die Kulissen des Teatro Comunale.
Sehr zu empfehlen ist unser Guide Elena Bonesi: +39 338 1031541.
Essen in Bologna
Einen guten Einblick in die Küche der Emilia Romagna bekommt man in der Scrambler Ducati Food Factory.
Das Restaurant, das von der Motorradfirma betrieben wird und sich thematisch am Modell Scrambler orientiert, eignet sich besonders für ein ausgiebiges Lunch. Die Vorspeisenplatten mit Spezialitäten der Region wie Parma-Schinken und Parmigiano Regiano sind ein echter Knaller!
Ein echtes Erlebnis ist ein Besuch der Cantina Bentivoglio. Im weitläufigen Restaurant im Taverna-Stil gibt es viele gemütliche Plätze, die einen Blick auf die allabendlich spielende Jazz-Band zulassen. Das Essen ist vom Feinsten und die Weinauswahl ist groß.
Tipp: Mascarpone-Creme zum Dessert. Man möchte nie wieder etwas anderes essen!
Cantina Bentivoglio, Via Mascarella 4b (+39 051 265416).
Hotel in Bologna
Ich habe mich sehr wohl gefühlt im Boutique-Hotel Porta San Mamolo. Verteilt auf mehrere Häuser um einen märchenhaften Hinterhof finden sich hier gemütliche Zimmer mit einem Auge fürs Detail. Auf den rustikal gedeckten Zwischendächern liegen flauschige weiße Katzen, als wären sie dort zur Dekoration hingelegt worden.
Modena: Noch mehr Autos und Aceto Balsamico
Das Städtchen Modena liegt eine knappe Stunde von Bologna entfernt; hier geht es etwas beschaulicher zu. Aber das Wort Modena schreit im Kopf des Auto-Aficionados natürlich sofort: Ferrari! Und doch gibt es auch hier noch deutlich mehr zu sehen als die roten Sportwagen-Klassiker.
Autodromo die Modena
Die kleine Rennstrecke Autodromo di Modena bietet dem Autoliebhaber eine unvergleichliche Möglichkeit: Hier kann man – neben einem professionellen Piloten – in einem Ferrari ein paar schnelle Runden auf dem Asphalt drehen!
Die etwas teurere Tour beinhaltet auch eine Runde, die man als Besucher selbst fahren kann. Aber ich muss ehrlich sagen: Bei einem ehemaligen Rennfahrer im Ferrari 458 mitzufahren, war ein vermutlich viel aufregenderes Erlebnis!
Denn man fährt hier auch nicht in Serienwagen. Die Ferraris haben Überrollkäfige, ein nur halb so schweres Chassis und sind mit Slicks ausgerüstet – und würden somit als Einstiegsfahrzeuge für echte Rennen qualifizieren. Nach einer kleinen Einführung neben der Rennstrecke bekommt man Helm und Maske gereicht und wird auf dem Sozius fest angeschnallt. Und schon drückt einen die Beschleunigung des Boliden in den Sitz, woraufhin man das Grinsen für die zwei Runden auf der Strecke nicht mehr aus dem Gesicht bekommt. Definitiv mein Highlight der ganzen Tour durch das Motor Valley!
Preise und Reservierungen unter: http://www.autodromodimodena.it/
Das Enzo-Ferrari-Museum
Nachdem man nun erlebt hat, was es heisst, in einem Ferrari die Rennstrecke entlangzubrettern, wird es Zeit für etwas Geschichte. Im Enzo-Ferrari-Museum bekommt man eine aufschlussreiche Tour durch die Firmengeschichte und kann sich dann in einer weitläufigen Halle alle Modelle anschauen, die jemals gebaut wurden.
Im Museum lernt man etwa auch, dass Rennen bis in die 60er-Jahre gegen den Uhrzeigersinn liefen und erst dann umgestellt wurden. Diese und andere Detailinformationen machen den Besuch für Autofans so lohnenswert. Auch etwa der Blick in das original-erhaltene Büro von Enzo Ferrari macht Spaß.
Auch mit vor Ort: Der Ferrari 250 GTO, das mit durchschnittlich 43 Millionen Dollar teuerste Auto der Welt!
Fun Fact: Enzo Ferrari war ein eher introvertierter Typ, der kaum vor die Kameras trat und privat einen unscheinbaren Peugeot fuhr. Ganz im Gegensatz zu Ferrucio Lamborghini.
Via Paolo Ferrari, 85, 41121 Modena MO.
Emilia Romagna: Die Panini Collection und der Parmigiano
Ein Pflichtbesuch in Modena ist die Panini-Collection mit angrenzender Parmigiano-Produktion in der Hombre Farm. Gibt es eine bessere Kombination als Käse und Oldtimer?!
Die weitläufige Hombre-Farm gehört den Nachfahren der Familie Panini. Richtig, die mit den Stickern. Hier bekommt man zunächst einen guten Überblick über die Produktion der für die Region vielleicht wichtigsten Delikatesse: Parmigiano Reggiano. Steht man dann im duftenden Reife-Raum neben 4800 Laiben Käse, wird man etwas ehrfürchtig. Selbstverständlich kann man den delikaten Käse sowie andere Leckereien direkt vor Ort kaufen.
Doch dann wird es fast noch besser: Im hintersten Gebäude der großen Anlage befindet sich nämlich die größte private Maserati-Sammlung der Welt!
Dazu Motorräder, Traktoren und viele Kleinteile aus allen Epochen.
Als Autoliebhaber kommt man hier aus dem Staunen gar nicht mehr raus!
Und mit etwas Glück wirft der Hausherr auch noch einen der perfekt restaurierten Sportwagen an, etwa den schwarzen Ghibli, für den ein Banküberfall doch tatsächlich eine Option darstellen würde…
Mehr Informationen findest Du hier: http://www.paninimotormuseum.it/
Essen in Modena
Ein toller Spot für einen quicken Snack ist der 1931 eröffnete Mercato Albinelli im Herzen der Stadt. Hier kann man sich wahlweise sein Essen an den zahlreichen Ständen zusammenstellen lassen oder etwa im leckeren Restaurant ‚Upper‘ speisen.
Auf keinen Fall verpassen sollte man das spektakuläre Eis bei Bloom in der Fußgängerzone: Organisch handgemachtes Eis in ausgefallenen Sorten, mit einer Cremigkeit, die ich so noch nicht erlebt habe.
Abends gibt es natürlich zahlreiche Optionen. Sehr gut gegessen haben wir in der Trattoria Pomposa. Nach wahnsinnig leckeren Tortellini servierte man uns hier sehr zarte Schweinerippen in einer ausgefallenen Sauce. Hach, Italien – wer sonst kann mit wenigen Zutaten solche Delikatessen zaubern?!
Trattoria Pomposa, Via Castel Maraldo 57, Modena (+39 059 214881).
Aceto Balsamico die Modena
Modena ist für seinen Balsamessig bekannt, den Aceto Balsamico. Ich kann sehr empfehlen, eine Produktionsstätte dieser Delikatesse zu besuchen, um mehr über die Herstellung zu erfahren. Wer diese erhellende Führung mit einem grandiosen Dinner-Erlebnis kombinieren möchte, der ist bei Pedroni richtig!
Hier wird man zunächst durch den gesamten Produktionsprozess geführt, Balsamico-Schnüffeln in verschiedenen Stadien inklusive.
Das anschließende Essen in der dazugehörigen Osteria die Rubbiara war dermaßen gut, dass sogar unserem Guide Giacomo Tränen der Verzückung in den Augen standen. Butterweiche Tortelloni mit Ricotta-Füllung, beträufelt mit Balsamico als Vorspeise. Danach italienische Frittata, ebenfalls mit ein paar Tropfen des kostbaren Nass. Dann Huhn in Weinsauce zum Niederknien und zu guter Letzt noch ein Eis. Mit? Richtig, beträufelt mit Aceto Balsamico!
Interessant: Nur der Balsamico in den kleinen runden Flaschen ist der echte, gute, teure, der mindestens 12 Jahre gereift sein muss. Alles andere kann man eigentlich vergessen.
Wichtig: Jede Art von Foto ist während des Essens verboten. Wer das nicht beachtet, bekommt Ärger mit dem alten, aber sehr witzigen Hausherr!
Acetaia Pedroni & Osteria di Rubbiara, Via Risaia, 2, Nonantola (+39 059 549019).
Hotel in Modena
Das Hotel Estense ist eine gute Wahl, um rustikal im Zentrum von Modena unterzukommen. Durch Architektur und Aufmachung fühlt man sich in alte italienische Filme versetzt.
Tipp: Die Balkone Richtung Via Jacopo Berengario bieten einen tollen Blick auf den Sonnenaufgang. Hier sollte man es sich mit einem Espresso gemütlich machen und die zahlreichen Sportwagen bestaunen, die unten vorbeifahren.
Hotel Estense, Viale J. Berengario 11, 41121 Modena (+39 059 21 90 57).
Emilia Romagna: Ravenna
Wer schon mal in Emilia Romagna ist, der sollte auch Ravenna noch einen kurzen Besuch abstatten. Im entspannten Städtchen findet sich viel Geschichte und echtes italienisches Lebensgefühl. Und zu den Stränden von Rimini oder Cesena ist es von hier auch nicht mehr weit.
Transparenz: Ich wurde auf diese Reise vom Tourismusamt Emilia Romagna eingeladen. Das beeinflusst nicht meine objektive Meinung.
wow, there are really beautiful places in this world. I love it and will love to visit some this year. Corona is going soon. Thanks for posting