Im September 2017 fand in der Inneren Mongolei (China) zum ersten Mal ein Ableger der Dakar Rally statt: Die Dakar Series China Rally. Wie etwa auch die Merzouga Rally in Marokko profitierte die China Rally von der professionellen Organisation durch die französischen Rally-Veteranen ASO, die neben anderen Events auch die Tour de France ausrichten. Die nach Dakar Rally-Standards ausgerichtete China Rally führte über Strecken, die noch nie auf diese Art und Weise genutzt wurden. Toller Anreiz für die Locals: Der beste Chinese im Ziel sollte eine kostenlose Registrierung für die nächste Dakar Rally im Januar 2018 in Südamerika gewinnen!
Das Debüt der China Rally war der Kooperation der Dakar-Verantwortlichen mit dem chinesischen Off-Road-Club FB Life zu verdanken, deren FB Festival in der Wüste nahe Alxa Left Banner eine Million Menschen mit 300.000 Geländewagen anzieht! Das Festivalgelände war zugleich auch Start und Ziel für die Dakar Rally, die über insgesamt 3000 Kilometer weitgehend durch die Wüste der Inneren Mongolei führt. Wilde Kamele und unwirkliche Wüstenseen inklusive!
Ich hatte dank meiner Freundschaft zur deutschen Rennsport-Legende Ellen Lohr die einmalige Chance, bei der Erstausgabe der Dakar Rally in China mit dabei zu sein. Und wollte Euch die unglaublichen Fotos der offiziellen Fotografen der Rally nicht vorenthalten!
Dakar Rally China 2017 – Etappe 1
Die 57 Kilometer der ersten Stage führten ausschließlich durch die Dünen rund um das Gelände des noch im Aufbau befindlichen FB Festivals. Die Sandpiste quer durch die Tenger-Wüste (eine Teilwüste der berühmten Gobi) war für die 52 Teams eine gute Einstimmung auf die nächsten sechs Etappen.
Neben vornehmlich chinesischen Teams waren mit dem Portugiesen Lucio Alvarez und dem Südafrikaner Giniel de Villiers auch zwei internationale Teams bei der Dakar Rally angetreten. Mit de Villiers‘ Beifahrer Dirk von Zitzewitz befand sich auch ein prominenter deutscher Rally-Spezialist im Rennen.
Den ersten Tag konnte jedoch der Chinese Aorigele für sich entscheiden. Da er das angrenzende Städtchen Alxa Left sein Zuhause nennt, kannte er die Dünen vermutlich besser als alle anderen.
Etappe 2
Auch Stage 2 führte die Teilnehmer der Dakar Rally durch die Wüste rund um das Festivalgelände. Diesmal ging es über 157 Kilometer durch teils schnellere Passagen.
Doch gerade Anfang und Ende dieser zweiten Etappe lieferten mit einigen massiven Dünen erste schwere Prüfungen.
Wieder hatte der Chinese Aorigele die Nase vorn.
China Rally 2017 – Etappe 3
An Tag 3 hatten die Teams mit 410 Kilometern zum ersten Mal eine deutlich längere Strecke zurückzulegen. Anfang und Ende dieser Etappe waren Verbindungsstrecken, doch dazwischen ging es in der nördlichen Tenger-Wüste deftig zur Sache.
Die Strecke führte größtenteils durch völlig unberührte Gegenden, die zwar sehr schön anzusehen, doch auch ziemlich schwer zu manövrieren waren.
Das Biwak für diesen und die nächsten Tage lag in Alxa Right Banner in der westlichen Inneren Mongolei, wo auf die Fahrer bereits eine riesige Bühne und eine große Schar interessierter Einheimischer wartete.
Lucio Alvarez stauchte sich bei einem harten Aufprall dermaßen den Rücken, dass er die Dakar Rally vorzeitig abbrechen musste.
Dakar Rally China 2017 – Etappe 4
Die vierte Etappe bestand aus einer 256 Kilometer langen Sonderprüfung rund um das Biwak. Ganze 90% der Strecke verliefen über den Sand der das Biwak umgebenden Wüste Badain Jaran.
Wie sich schon zuvor abzeichnete, konnten hier besonders die Einheimischen mit ihren Kenntnissen der Gegend und ihren Bedingungen punkten, allen voran Lokalmatador Aorigele auf einem Nissan Pickup V8 (hier nicht im Bild).
Im Sand schlugen sich natürlich auch besonders die Buggies gut, die noch dazu immer wieder für spektakuläre Fotos sorgten.
Viliers/Zitzewitz schafften es in ihrem Toyota an Tag 4 immerhin auf Rang 3.
Etappe 5
Auch diese Etappe führte die Teilnehmer durch die Badain Jaran Wüste, die mit den längsten Dünen der Welt aufwarten kann. Wie mir Dakar-Veteran Gilles Picard erklärte, ist besonders die Zeit zwischen 12 und 15 Uhr in den Dünen eine Herausforderung. Denn zu dieser Zeit gibt es so gut wie keine Schatten, sodass sich so gut wie keine Konturen der Strecke ausmachen lassen. Hinzu kommt sogenanntes Kamelgras, das zwar weich aussieht, jedoch oft nur schwer zu überqueren ist.
Spätestens hier, wo ich auch im eiskalten Morgengrauen direkt beim Start in der Wüste mit dabei sein konnte, wurde mir klar, welch ungewöhnliche Anforderungen die Fahrer bei dieser Rally zu bewältigen haben.
Da einige Teilstücke der Strecke durch diese zuvor noch nie befahrene Gegend vom Regen der letzten Tage schwer in Mitleidenschaft gezogen waren, verkürzte man die Strecke um 62 auf 255 Kilometer. Doch auch diese Entfernung stellte die Fahrer vor einige Herausforderungen.
Während der vormalige Favorit Ariogele viel Zeit verlor, gelang es Villiers/Zitzewitz, eine fehlerfreie Fahrt abzuliefern und sich auf diese Weise an die Spitze des Gesamtklassements der Dakar Rally zu schieben.
Dakar Rally China 2017 – Etappe 6
An diesem Tag galt es, insgesamt 669 Kilometer zum ursprünglichen Startort zurückzulegen.
328 Kilometer dieser Entfernung waren Rennstrecke, die erneut durch riesige Dünen sowie einige steinige Passagen führte.
Doch gerade die Steine sollten diesen Tag zu einer wahren Materialschlacht mit einer unerwarteten Wendung machen. Ein hinter einer Düne versteckter massiver Stein ließ gleich alle vier Favoritenteams urplötzlich ausfallen. Während etwa Villiers/Zitzewitz sich die vordere linke Radaufhängung abrissen und die Servolenkung beschädigten, zerstörten sich andere Teams am tückischen Felsen ihr Getriebe.
Viliers/Zitzewitz brauchten die Kraft von vier Händen, um ihren Toyota noch bis zum nächsten Checkpoint zu steuern.
Dementsprechend geschäftig ging es abends in den von Scheinwerfern erhellten Lagern der Teams zu, wo man bis tief in die Nacht reparierte.
Die ungewöhnliche Regelung dieser Dakar Rally besagt zwar, dass man auch nach einem nicht beendeten Tag wieder in die Rally einsteigen kann. Jedoch sollte das für die Teams wohl nur noch eine Frage der Ehre sein, denn den Rückstand zu den plötzlichen Favoriten Ma und Zhang konnte man de facto nicht mehr aufholen.
Etappe 7
Zurück in der Tenger Wüste rund um das nun bereits deutlich wuseligere FB Life Festival galt es am letzten Tag der China Rally, nur noch eine 8 Kilometer lange Dünenetappe zu bewältigen.
Unter den Augen zahlreicher früh angereister Besucher des FB Life Festivals ging es für die beiden chinesischen Favoriten hier noch mal ums Ganze, da sie nur 1.44 min auseinander lagen.
Ich raste unterdessen mit den Dakar-Veteranen Gilles Picard und Jean-Pierre Fontenay im Isuzu-Rennwagen durch die Dünen. Der Job der beiden ist es, die Teilnehmerstrecke ein, zwei Tage vorher noch mal abzufahren und auf Veränderungen zu überprüfen. Die Dünen in der Badain Jaran sind besonders schwierig, da sie sehr lang sind. Die beiden alten Hasen haben zusammengenommen mehr als 50 Dakar-Rallys auf dem Buckel, sie kennen die Wüste gut. Picard weiß: „Das Schwierigste ist den Hang schnell zu nehmen, aber immer noch langsam genug, um oben abbremsen zu können. Denn wenn man eine ‚broken dune‘, also eine mit harter Abbruchkante erwischt, muss man die Abfahrt sehr vorsichtig beginnen.“
Letztendlich setzte sich Ma Hailong auf einem erstaunlicherweise fast zehn Jahre alten Nissan durch und gewann die erste Ausgabe der Dakar Rally in China, was ihm nun einen kostenlosen Starplatz bei der Dakar 2018 beschert.
Fast nahtlos ging die China Rally dann in das gigantische FB Life Festival über, das eine Million Off-Road-Enthusiasten in die Wüste der Inneren Mongolei lockt.
Alle dementsprechend gekennzeichneten Fotos wurden mir freundlicherweise von der ASO und FB Life zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Danke für das Teilen dieses Posts! Es ist interessant und voller nützlicher Informationen!