Es ist ja ein bißchen ein Hype der Stunde: Eine DNA-Analyse, um mehr über seine Vorfahren in Erfahrung zu bringen. Doch wie der aufmerksame Leser weiß, beschäftige ich mich ja schon länger auch mit Reisen nach innen.
Zudem hat mich meine Neugierde nicht in Ruhe gelassen. Schon vor einigen Jahren habe ich anhand von uralten Unterlagen einen rudimentären Stammbaum meiner Familie erstellt. Auf der väterlichen Seite kam ich immerhin fast fünf Generationen weit. Das Ergebnis jedoch war leicht ernüchternd, denn fast die ganze Familie kam aus derselben Ecke von Hessen. Was vermutlich meine Liebe zum Äbbelwoi (hessisch für Apfelwein) erklärt! Hahahah! Nur ein kleiner Teil der Familie liess sich wenigstens nach Frankreich zurückverfolgen.
Doch nun will ich mehr wissen!
DNA-Analyse: Was kostet sie? Wie läuft sie ab?
Die DNA-Analyse meiner Wahl kostet momentan € 69. Die Firma MyHeritage hat sie mir jedoch netterweise gratis zur Verfügung gestellt, als ich vorschlug, darüber zu schreiben. Nur wenige Tage nach der online erfolgten Bestellung flattert die kleine Box aus den USA auch schon bei mir in die Wohunng.
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Da ich mich gerade mal wieder zwischen zwei Reisen befinde, dauert es jedoch noch etwas, bis ich die Schachtel schließlich in die Hand nehme und sie öffne. In der ästhetisch gestalteten Box herrscht Ordnung: Zwei Röhrchen samt Tupfer, ein Umschlag, eine Bedienungsanleitung. Simples.
Und so einfach geht’s dann auch: Mit dem ersten Tupfer im linken Mundbereich Speichel aufsaugen, dann ab ins Röhrchen mit der Lösung. Mit dem zweiten Tupfer dasselbe Prozedere in der rechten Mundhöhle. Dämpfend umwickeln und in den Umschlag stecken. Das Porto in die USA zahlt man selbst.
Als nächstes ist es verpflichtend, dass man sich ein Profil auf der Seite von MyHeritage erstellt. Hierfür nutzt man den Code, mit dem auch der eben geschlossene Umschlag versehen ist. Und dann heisst es erst mal abwarten.
Die Untersuchung
Natürlich dauert es einige Zeit, bis die Speichelproben in den USA angekommen sind und untersucht werden. Unter seinem persönlichen Profil kann man zu jeder Zeit den Stand der Dinge überprüfen. Eine gewisse Spannung bleibt so die ganze Zeit erhalten.
Das Ergebnis
Knapp fünf Wochen nach der Einsendung meiner Speichelprobe bekomme ich eine email: „Die Ergebnisse Ihrer DNA-Analyse liegen vor!“ Ich kann nicht leugnen, dass das ein wirklich aufregender Moment ist. Anhand einer Grafik wird mir sodann auf der Seite von MyHeritage verdeutlicht, wo mein persönlicher Ursprung liegt. Und zwar erst mal peu à peu und gestaffelt nach den jeweiligen Prozentgrößen, sodass die Spannung noch mal etwas steigt. Am Ende jedoch blicke ich etwas fassungslos auf meinen Computer. Denn ich bin Engländer!
Doch damit nicht genug: In meinen Adern fliesst laut Testergebnis summa summarum 0% deutsches Blut. Ja, ich bin tatsächlich noch eher Nigerianer (1,5%) als Deutscher! So unterhaltsam ich das alles finde, so ganz kann das ja alles dann doch irgendwie nicht stimmen. Es sei denn, meine Eltern hätten ebenfalls kein deutsches Blut. Oder man hätte mich adoptiert. Ich habe mal kurz zu Hause angerufen, um diese beiden Erklärungen auszuschließen. ;-)
DNA-Analyse: Das Fazit
Der ganze Prozess bis hin zum Ergebnis der DNA-Analyse hat sehr professionell gewirkt und sich wirklich spannend gestaltet. Doch das Ergebnis kann ich mir bis heute nicht erklären. Ich habe mir vorgenommen, mal bei MyHeritage nachzuhaken. Denn so gerne ich auch zu 60% Engländer wäre (man stelle sich nur etwa den Humorgewinn vor), so kann das doch alles irgendwie nicht hinhauen.
Toll ist jedoch, dass man auf der Seite auch gleich noch Verwandte in aller Welt aufspüren kann. Vorausgesetzt natürlich, dass auch diese sich bereits dem Test unterzogen haben. Je mehr Menschen das also tun, desto spannender werden all diese Ergebnisse. Doch schon jetzt tauchen etwa 860 meist entfernte Verwandte von mir auf der Seite auf!
Es gibt zudem auf der MyHeritage Seite noch viele weitere Funktionen, von denen sich die meisten jedoch noch in der Beta-Phase befinden. Wieder andere Funktionen kann man nur in der Premium-Version nutzen, die momentan € 164,59/Jahr kostet.
Alles in allem finde ich das Konzept von MyHeritage super. Doch was das Ergebnis angeht, muss ich wohl noch mal nachhaken!
Update: Eine Erklärungsversuch!
Auf meine Nachfrage bei MyHeritage erhielt ich folgende Antwort, die zumindest teilweise meine überraschend Herkunft erklärt:
„With respect to your question, so the ethnicity “North and West European” includes many countries, for example Germany, France, the Netherlands and more.
Die DNA-Analyse wurde mir freundlicherweise von My Heritage zur Verfügung gestellt. Das hat jedoch keinen Einfluss auf meine objektive Berichterstattung.
Würde gerne wissen ob du noch weiter nachgeforscht hast, denn bei mir kam auch 0% deutsch raus obwohl zumindest die Familie meines Vaters seit mindestens 500 Jahren in D lebt, da muss doch mal ein deutscher mitgemischt haben… also das kann echt nicht stimmen.
Schreib doch dann bitte einen Teil 2 :-)
Ah, das ist ja interessant! Ich habe jetzt noch mal die Antwort von MyHeritage mit eingebaut, sie erklärt das ganze ein wenigstens zum Teil. Liebe Grüße!
Marco
Hallo Marco,
ich habe vor kurzem ebenfalls einen DNA Test machen lassen und kann auch entsprechend Rückschlüsse ziehen.
Und auch bei deinem Ergebnis kann man durchaus Zusammenhänge erkennen.
Du weist einen hohen Anteil “ englischer DNA “ auf.
Dies erklärbar. Angeln, Sachsen und Jüten sind damals zur Völkerwanderungszeit nach Britannien übergesetzt. Ein großer Teil blieb jedoch in Schleswig Holstein und Jütland. Bestimmt finden sich Vorfahren die längere Zeit nachweislich in SH gelebt haben. Dies spricht auch für den Anteil skandinavischer DNA. Denn der kulturelle grenznahe Austausch nach Dänemark war sicherlich fließend. Der osteuropäischen Anteil weißt meines Erachtens nach Mecklenburg oder Brandenburg hin. Dort waren große Bereiche die zu den Obotriten oder Wenden gehörten. Der kulturelle Zweig weist auch von dort nach Schweden und dem engen Bezug von dort ins Baltikum. Ich möchte einmal sagen, das dies die norddeutsche Linie deiner Familie ist. Andererseits musst du einen eher süddeutschen Zweig in der Familie haben. Das dieser Zweig oder dieser Landesteil vor vielen Jahrhunderten mit den Lateinern in Verbindung stand meine ich ganz deutlich zu erkennen. So wie sich im Norden alles um die Ostsee drehte, drehte sich im Süden alles um das Mittelmeer. Ich sehe bei dir ganz klar Römer, Karthager, vielleicht Ägypter. Nun, da die Karthager im Altertum Kontakt mit Schwarzafrika nachweislich hatten macht sich dies auch mit Nigeria erklärbar. Wirklich aussergewöhnlich. Kannst du mit Sicherheit stolz darauf sein. ;)
Das ist wirklich klasse.
Lieber Volker,
1000 Dank für Deinen ausführlichen Kommentar!!
Ich muss wirklich sagen, dass der DNA-Test nun zum ersten mal wirklich Sinn für mich ergibt. Du scheinst Dich da schon länger mit zu beschäftigen, denn so liest sich da testergebnis gleich ganz anders!
Wo sind denn Deine Wurzeln hauptsächlich?
Nochmals herzlichen Dank und liebe Grüße,
Marco