Yukon – dieses Wort muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen! Schmeckt der Name dieser nordkanadischen Region nicht sofort nach Freiheit, Wildnis und Grizzly Bären? Vor allem aber ist der erste Gedanke: Noch viel weiter weg von allem als im Yukon kann man sich kaum aufhalten.
Doch der Yukon ist gerade ein kleines Stückchen näher herangerückt an den Rest Kanadas. Denn im August 2017 eröffnete Kanada feierlich den Great Trail, vormals auch als Trans Canada Trail bekannt: Ein Wegenetz von insgesamt 24.000 Kilometern, das gleich alle drei Küsten Kanadas miteinander verbindet!
Ich hatte die tolle Gelegenheit, mir mit ein paar anderen Schreiberlingen Teilstücke des Great Trails im Yukon anzusehen. Und bekam auch gleich noch gezeigt, was man am Great Trail und um ihn herum so erleben kann.
1. Strampeln mit Lachsen – Mit dem Fahrrad durch Whitehorse
Whitehorse ist ein wildes, kleines Städtchen mit bunten Holzhäusern, zahlreichen Outdoor-Shops und sehr entspannten und freundlichen Bewohnern. Vermutlich ist es Whitehorse, wo man bei einem Besuch im Yukon unterkommt. Hier zumindest landen die meisten Flüge.
Die beste Art, sich einen ersten Überblick über die kleine Stadt zu verschaffen, ist eine Fahrradtour entlang des Yukon River. Und tatsächlich legt man auf diese Weise auch bereits die ersten Kilometer auf dem Great Trail zurück, der hier mitunter direkt durch Whitehorse verläuft. Der kleine Loop von 5 Kilometern führt entlang beider Seiten des Flusses und gestaltet sich weitgehend flach. Radelt man in einer Tour durch, ist man schon nach knapp 45 Minuten wieder am Ausgangsort. Es empfiehlt sich jedoch eine kurze Besichtigung der Fischtreppen an der Staustufe. Auf raffinierte Art bewahrt man den Lachsen hier die Möglichkeit, ihre bis zu 3000 Kilometer flussaufwärts zu schwimmen. Und mit etwas Glück bekommt man auch ein paar der schönen Fische zu Gesicht. Das hier ist übrigens die längste hölzerne Fischtreppe der Welt!
Auch bei der SS Klondike sollte man kurz anhalten. Der Schaufelraddampfer stammt noch aus Zeiten des großen Goldrauschs!
Fahrräder und Helme (im Yukon Pflicht) gibt es etwa bei Kanoe People direkt am Flussufer.
2. Dem Goldrausch auf der Spur – Wanderung zum Miles Canyon
Noch mehr Fluss und noch mehr Geschichte gibt es im Miles Canyon zu bestaunen, etwa 10 Minuten im Auto von Whitehorse entfernt. Die Wanderung ist nicht anstrengend, hat jedoch kleinere Passagen, auf denen man etwas kraxeln muss. Über eine hölzerne Hängebrücke gelangt man auf die andere Seite des Yukon River, von wo aus man sich seinen Weg flussaufwärts bahnt. Immer wieder geht der Blick unverstellt auf den beeindruckenden Fluss und den ihn umgebenden Wald.
Richtig interessant wird es hier jedoch erst, wenn man sich die Geschichte des Miles Canyon vors geistige Auge ruft: Hier sammelten sich seinerzeit die Glücksritter auf dem Weg nach Dawson City, wo sie mit Gold reich werden wollten. Denn bevor der Damm zur Energiegewinnung gebaut wurde, gab es bei Whitehorse gefährliche Stromschnellen, auf deren Überwindung sich die Goldsucher erst einmal vorbereiten mussten. Und so findet man selbst heute noch Überreste einer Schienenbahn sowie zum Beispiel alte Konservendosen aus dieser Zeit. Die Stromschnellen mit ihren weißen Kämmen waren übrigens auch namensgebend für das Städtchen Whitehorse.
Will man wirklich alles über diese Gegend erfahren, von Goldrausch bis Naturkunde, dann lohnt sich eine geführte Tour mit Who What Where Tours. Die beste Wahl beim Tourguide: Chefin Teena Dixon höchstpersönlich, die aufgrund ihrer persönlichen Geschichte auch noch eine Menge über die Ureinwohner der Region erzählen kann, die man hier First Nations nennt.
Nicht verpassen: Schnapp Dir mal eine der hier überall wachsenden Wacholderbeeren und zerdrück sie vor Deiner Nase! Lecker!
3. Alle Tiere auf einem Fleck – Das Yukon Wildlife Preserve
Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Freund von Zoos bin. Doch im Yukon Wildlife Preserve verhält sich die Sache etwas anders. Hier werden verletzte und verwaiste Tiere aufgenommen und, so möglich, später wieder ausgewildert. Jene, bei denen das nicht möglich ist, leben unter artgerechten Bedingungen auf einem riesigen Gelände, das Tierfreund Danny Nowlan über die Jahre aufgebaut und später dann an die loakle Regierung vermacht hat. Für den Besucher bietet sich hier der große Vorteil, fast alle für den Yukon typischen Spezies auf einem Haufen besichtigen zu können.
13 Spezies finden sich auf dem Gelände, darunter Elche, Maultierhirsche, Bergziegen, Caribous, Luchse, Rot- und Polarfüchse, Bergadler und Moschusochsen. Nimmt man an einer Führung teil, bei der man im Kleinbus von einem Gehege zum nächsten gefahren wird, lernt man eine Menge über jede einzelne der Tierarten. Alternativ kann man sich das komplette Gelände auch erwandern.
Anreise und weitere Informationen gibt es hier: Yukon Wildlife Preserve.
4. Cowboy-Style – Zu Pferde auf dem Great Trail
Wer sich noch tiefer in die Zeiten des Goldrauschs eindenken möchte, der ist mit einem Ritt durch die Gegend nördlich von Whitehorse gut beraten. Richtige Abenteurer können hier bis zu vierzehntägige geführte Ritte durch nahezu unberührte Natur unternehmen. Hierbei folgt man dem Dawson Overland Trail, einer zu Goldrausch-Zeiten wichtigen Verbindungsroute zwischen Whitehorse und Dawson City, zum Teil schon Jahrhunderte vorher von den Indianern benutzt. Und tatsächlich ist auch dieser Pfad durch Wald und Gebüsch, entlang malerischer Seen mit Blick auf die Berge in der Umgebung, Teil des Great Trail.
Wer weniger Zeit hat, kann in einer zweistündigen Schnuppertour zumindest kurz den Spirit des Trails spüren und sich danach noch bei Steak und selbstgebackenem Kuchen von den herzlichen Veranstaltern Armin und Mandy Johnson auf ihrer Farm verwöhnen lassen.
Auf dem Rückweg nach Whitehorse sollte man unbedingt kurz am wundervollen Lake Laberge Halt machen. Wie der im Yukon hochgeschätzte Dichter Robert Service über ihn sagte: „There’s strange things done in the midnight sun.“
Preis für eine zweistündige Tour inklusive Essen: $ 100. Im Winter werden hier übrigens auch Hundeschlittentouren angeboten.
>> Yukon Horsepacking Adventures, Armin and Mandy Johnson: yukonhorsepacking@gmail.com
5. Geballte Geschichte – Das MacBride Museum
Einen guten Überblick über den Yukon bietet das MacBride Museum. Geschichte, Ureinwohner, Tierwelt – in gerade richtig portionierten Informationshappen lässt sich hier eine Menge lernen, um den Yukon besser zu verstehen. Eine spannende Zusatzausstellung thematisiert den historischen Alasca Highway, der vor 75 Jahren in kürzester Zeit und mit sehr begrenzten Mitteln befestigt wurde.
Die Ausstellung mit vielen Originalfotos aus der Zeit ist umso faszinierender als der Great Trail im Yukon über weite Teile entlang dieses Alasca Highway, auch bekannt als Alcan Highway, verläuft.
Empfehlenswert!
6. Seen, Wüsten und ein schräges Dorf – Ein Ausflug nach Carcross!
So urig Whitehorse auch ist, nach ein paar Tagen hat es dann auch nicht mehr so viel zu bieten. Höchste Zeit für einen Ausflug ins etwa zwei Stunden entfernte Carcross! Der Name des Dörfchens hat übrigens nichts mit Autos zu tun, sondern mit der im Yukon häufig vorkommenden Hirschart: Caribou Crossing = CarCross! ;-)
Auf dem Weg nach Carcross passiert man den in seiner Schönheit geradezu unwirklich anmutenden Emerald Lake sowie die, laut eigener Aussage, kleinste Wüste der Welt. Die Carcross Desert ist im Grunde nicht wirklich eine Wüste, sondern eine Wanderdüne, aber da wollen wir mal nicht so sein.
Carcross selbst ist ein Dorf wie aus einem Western mit vielen idyllischen Eckchen, direkt am Fluss gelegen.
Wer die nötige Zeit mitbringt, kann hier auch in einen Zug springen. Die Linie zwischen Carcross und Skagway in Alaska ist bekannt als eine der schönsten Zugstrecken Nordamerikas.
Nach einem deftigen Lunch im gemütlichen Bistro, das an einen Saloon erinnert, empfiehlt sich eine Wanderung.
Eine etwa zweistündige Tour mit ordentlicher Steigung und tollen Ausblicken ist der Sam McGee Trail. Zwar ist dieser nicht Teil des Great Trail, bietet dafür aber zusätzlich zur Natur des Yukon noch Überreste einer Seilbahn aus Zeiten des Goldrauschs, die seit über 100 Jahren vor sich hinrottet.
Ein guter Anbieter für diese Tour ist die nette Schweizerin Andrea von Taiga Journeys.
7. Ein wenig Luxus in der Wildnis – Das Inn on the Lake
Wer viel draußen ist und sich schmutzig macht, der sollte sich auch mal eine Nacht Luxus gönnen. Das Inn on the Lake am malerischen Marsh Lake ist dafür der perfekte Ort. Mehrere der luxuriös ausgestatteten Zimmer blicken direkt auf den See, den Morgenkaffee kann man mit Blick auf den Frühnebel vom Balkon aus genießen.
Abends kommen alle Gäste an einer großen Tafel für ein exquisites 3-Gänge-Menü zusammen, was sowohl für Gaumenfreuden als auch interessante Bekanntschaften garantiert. Zu den richtigen Jahreszeiten lassen sich von hier aus übrigens auch perfekt die Nordlichter bestaunen.
Das Inn on the Lake lässt sich sehr gut mit einem Ausflug nach Carcross verbinden, da es direkt an einer der Strassen liegt, die von Carcross nach Whitehorse führen.
Weitere Informationen >> Inn on the Lake
8. Natur aus der Vogelperspektive – Im Wasserflugzeug über die Bergwelt des Yukon
Behauptete ich, mir wäre nicht schlecht geworden beim einstündigen Flug über die Bergwelt des Yukon, so würde ich lügen. Nichtsdestotrotz ist ein solcher Flug im 70 Jahre alten Wasserflugzeug Beaver ein beeindruckendes Erlebnis!
Schon das Abheben in dieser für die Region berühmten antiken Maschine ist ein Erlebnis. Hat man dann den Stausee hinter sich gelassen, gibt es nur noch Berge, schneebedeckte Gipfel und ab und an eine Herde Caribous oder Bergziegen. Mit etwas Glück bekommt man gar einen Bären zu Gesicht.
Erst in der Luft jedenfalls wird einem so richtig klar, was für ein wildes Fleckchen Erde der Yukon doch ist.
Einstündiger Flug: $ 120, etwa bei Alpine Aviation.
9. Canada as Canada can – im Kanu auf dem Yukon River
Ole Helmhausen, Spiegel-Journalist und mein Reisepartner im Yukon formulierte es so: „Es gibt keine elegantere Art des Reisens als in einem Kanu.“ Und tatsächlich musste ich ihm schon nach wenigen Kilometern auf dem Fluss zustimmen. Wie schwerelos gleiten die Zwei-Mann-Boote über den breiten Fluss, die Stille nur immer kurz unterbrochen vom sanften Eintauchen des Paddels. Auf dem Fluss niemand sonst außer man selbst, am Ufer große Vögel und wilder Wald. Was für ein Erlebnis!
Spätestens beim Zubereiten eines Essens über einem offenen Feuer am Ufer dann möchte man eigentlich nie wieder ins normale Leben zurückkehren.
Wer will, kann solche Touren bis zu drei Wochen ausdehnen, ganz der Route der Goldsucher nach Dawson City folgend. Ich stelle mir das als archaisches, ausgesprochen entspanntes Erlebnis vor. Wer weniger Zeit hat, kann sich in ein paar Stunden einen ersten Eindruck vom paddeln auf dem Yukon verschaffen.
Anbieter: Up North Adventures
Wohnen und essen in Whitehorse
Gut gewohnt haben wir im rustikalen Best Western Gold Rush Inn. Im angrenzenden Pub kann man abends noch echte Yukoner kennenlernen – allesamt ziemliche Originale! Morgens gibt es hier herzhafte Frühstücksoptionen in gigantischen Portionen.
Für noch ausgefallenere, doch nicht minder riesige Frühstücksoptionen ist das Burnt Toast Cafe zu empfehlen.
Erstaunlich leckeres italienisches Essen gab es in Giorgios‘ Cuccina.
Alle Aktivitäten vor Ort in einem kurzen Filmchen:
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Hinweis: Ich wurde auf diese Reise von Destination Canada eingeladen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf meine Berichterstattung.