Wer in Uruguay Sehenswürdigkeiten erwartet, der sollte vielleicht doch lieber wie alle anderen in die Nachbarländer Argentinien und Brasilien reisen. Denn von einem herkömmlichen Standpunkt aus betrachtet gibt es tatsächlich so gut wie keine Sehenswürdigkeiten in Uruguay. Wer jedoch das Schöne im Kleinen und Unaufgeregten sehen kann, etwas Zeit übrig hat, und eventuell ohnehin schon in Argentinien ist, der sollte dem kleinen Land Uruguay unbedingt eine Chance geben! Auch ich bin so herangegangen und wurde nicht enttäuscht. Vor allem aber habe ich in Uruguay etwas gefunden, das heutzutage immer rarer zu werden scheint: Eine entspannte Ruhe.
Im Vorfeld hatte ich oft Aussagen gehört, dass etwa die Uhren in Uruguay langsamer zu gehen scheinen. Letztlich waren es gerade jene Beschreibungen, die mein Interesse für das südamerikanische Land weckten. Und tatsächlich hat man den Trubel von Buenos Aires bereits nach der einstündigen Bootsfahrt über den mächtigen Rio de la Plata vergessen. Dann stellt man die innere Uhr auf uruguayische Zeit um und beginnt zu genießen.
Bist Du also bereit für die Uruguay Sehenswürdigkeiten, die eigentlich keine sind? Na dann: Vamos!
Colonia del Sacramento
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Du von Argentinien aus nach Uruguay kommst. Es liegt nah, von Buenos Aires direkt eine Verbindung in Uruguays Hauptstadt Montevideo zu buchen. Das habe ich auch gemacht. Viel schöner und auch einfacher ist es jedoch, einfach nur zur anderen Seite des Rio de la Plata überzusetzen. Das dauert nur eine Stunde. Und man kommt an im malerischsten Städtchen, das Uruguay zu bieten hat: Colonia del Sacramento. Nach Montevideo kann man ja später immer noch.
Die älteste Stadt Uruguays ist nicht ohne Grund Weltkulturerbe, die Altstadt am Flussufer ist ein bildhübsches Ensemble aus kolonialen Bauten, urigen Restaurants, mit bunten Blumen bewachsenen Gassen und alten bis sehr alten Autos. Den ersten Tag vor Ort kann man komplett durch die Gegend flanieren und dabei die Speicherkarte seiner Kamera füllen. Unbedingt machen: Den schnuckeligen Leuchtturm besteigen! Nicht nur hat man von hier einen tollen Blick auf den Fluss, auch das Treppenhaus nach oben ist bereits ein Abenteuer.
Am zweiten Tag schwärmte ich etwas aus und erkundete die Rambla entlang des Rio de la Plata, toll etwa zum joggen oder für eine kleine Fahrradtour. Alternativ kann man die Ruine der Stierkampfarena besichtigen oder eines der lohnenswerten Museen wie etwa das Spanische Museum besuchen, das einen guten Einblick in die Lebensweise zu Kolonialzeiten gibt.
Alternativ kann man auch einfach auf einer der zahlreichen Dachterrassen sitzen, mit einem Lächeln im Gesicht in die Gegend glotzen und sich der uruguayischen Lebensgeschwindigkeit anpassen. Die Magic Hour vor Sonnenuntergang jedoch sollte unbedingt in den Gassen nahe des Rio de la Plata verbracht werden!
Unterkunft in Colonia del Sacramento
Unterkommen sollte man übrigens direkt in der Altstadt, ich etwa fand es in der Posada del Viajero ganz entzückend. Tritt man vor die Tür, ist man nämlich auch schon direkt mittendrin in den Sehenswürdigkeiten.
Essen in Colonia del Sacramento
Sehr lecker und doch erschwinglich zu Abend gegessen habe ich auf der Hauptstrasse, weit weg vom Touristenrummel. Zu Recht wurde mir das Restaurant El Porton empfohlen, das neben Grillspezialitäten auch ganz passable Pasta-Gerichte anbietet.
Geheimtipp: Wer schon jetzt von der Vielzahl an alten Autos in Uruguay fasziniert ist, der sollte sich mal hier reinklicken:
Montevideo
Von Colonia geht es zur nächsten Uruguay Sehenswürdigkeit, die keine ist: Die Hauptstadt Montevideo. Auch hier geht es wirklich beschaulich zu. Ich jedoch habe mich in Montevideo sofort pudelwohl gefühlt.
Montevideo ist die sicherste Stadt ganz Südamerikas, daher empfehle ich hier wie sowieso fast überall, sich zunächst zu Fuss umzusehen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Montevideos befinden sich ohnehin auf einem recht kleinen Areal, das mühelos erwandert werden kann.
Man beginnt am besten am Plaza Independencia, der durch einen wilden Mix an architektonischen Stilen zu bestechen weiß.
Ganz in der Nähe findet man das berühmte Teatro Solis, die bedeutendste Bühne des Landes.
Mein Tipp für die weitere Erkundung Montevideos: Sich einfach ziellos durch die malerischen Gassen treiben lassen und immer mal wieder Google Maps anwerfen, um folgende Punkte anzusteuern: Plaza Matriz, Templo Ingles, Plaza Zabala, Banco Republica, Iglesia San Francisco de Asis. Doch abgesehen von diesen Sehenswürdigkeiten haben mir auch ganz alltägliche Straßenszenen gefallen.
Ein Highlight in Montevideo ist der Mercado del Puerto, wo es viel Kunsthandwerk und Souvenirs zu kaufen gibt.
Besonders berühmt ist der Markt am Hafen jedoch für seine zahlreichen Grill-Restaurants, die von der Wurst bis zum gigantischen Steak alles vom Tier anbieten. Doch, mein bescheidenes Urteil: Es ist hier alles viel zu teuer! Außerhalb der Touristenzone isst man besser und für deutlich weniger Geld.
Am zweiten Tag mietete ich mir ein Fahrrad und radelte fast 15 Kilometer entlang des Rio de la Plata, was ein wirklich tolles Erlebnis war! Die über 20 Kilometer lange Rambla del Sur zieht Jogger, Spaziergänger und Radler gleichermaßen an und bietet tolle Ausblicke auf den Fluss, den man hier leicht schon für das Meer halten kann.
Unterkunft in Montevideo
Gut untergekommen bin ich im El Viajero Hostel, das sehr zentral gelegen ist und auch Privatzimmer im Angebot hat. Der hübsch ausgebaute Innenhof dient während des Tages als perfekter Rückzugsort und am Abend als idealer Treffpunkt, um andere Reisende kennenzulernen.
La Pedrera
Nach diesen zwei Städten ist nun die Zeit gekommen, die Strände zu erkunden, für die Uruguay in ganz Südamerika berühmt ist! Sie scheinen mir die eigentlichen Uruguay Sehenswürdigkeiten. Doch eines vorweg: Punta del Este, den Treffpunkt der Reichen und Schönen des ganzen Kontinents, habe ich weiträumig umschifft. Zu stressig, zu teuer. Wer mich kennt, weiß, dass ich eher die alternativen Orte bevorzuge. Und ein solcher ist La Pedrera, etwa zwei Stunden im Bus von Montevideo gelegen.
Der Strand hier ist lang und breit, aber eine richtige Schönheit ist er eigentlich nur zum Sonnenuntergang.
Tatsächlich war das Wetter dermaßen mau, als ich vor Ort war, dass ich nicht ein einziges mal ins Wasser gegangen bin. Und doch verbrachte ich ganze vier Nächte in la Pedrera. Warum, höre ich Dich fragen. Grund Nummer 1 ist das faszinierende Treiben im Dörfchen, das Tag für Tag am frühen Nachmittag beginnt. Stände mit Schmuck und Accessoires werden aufgebaut, Straßenbands spielen auf. Es gibt Theater und Tango sowie dutzendweise Restaurants auf der abends abgesperrten Straße zum Wasser.
La Pedrera versprüht einen unvergleichlichen Hippie-Charme mit all seinen VW Bullies und den vielen Menschen, die sich hier an alternativen Lebensmodellen versuchen. Ich schlenderte tatsächlich jeden Tag in aller Langsamkeit über den Markt und ließ mich auf die Stimmung ein, bevor ich dann schließlich in einem der Restaurants einkehrte und das Leben auf der Straße bei Mozzarella-Pizza oder Chivito und einem Tannat-Wein von dort aus beobachtete.
Ein zweiter Grund für die Länge meines Aufenthaltes sind die tollen Ausflugsmöglichkeiten, die La Pedrera zu bieten hat. Zum einen ist man von hier aus schnell in Cabo Polonio, eine DER Uruguay Sehenswürdigkeiten (siehe nächster Abschnitt). In der entgegengesetzten Richtung findet sich mit der Laguna de Rocha zudem ein wundervolles Ausflugsziel, das man in etwa einer Stunde mit dem Fahrrad erreichen kann.
Ein wirklich tolles Erlebnis ist das Restaurant kurz vor dem Zusammenfluss, wo man vor allem uruguayische Ausflügler antrifft, die hier bei einem ‚Zillertal‘-Bier und Fisch-Spezialitäten den Ausblick und die Ruhe genießen. Mein Tipp: Einer der wenigen Orte in Uruguay, wo es an machen Tagen Ceviche gibt. Zuschlagen!
Ist der Rückweg in der Sonne zu beschwerlich, so kann man auch im Dörfchen La Paloma noch eine Pause einlegen.
Unterkunft in La Pedrera
Erst ärgerte ich mich etwas über meine Unterkunft in La Pedrera, da sie eigentlich schon zum nächsten Dörfchen Punta Rubia gehört. Doch dann gefiel es mir im toll gestalteten Häuschen Posada Irsis von Stunde zu Stunde besser! Absolute Ruhe, ein fantastisches Frühstück und nicht zuletzt das wahnsinnig herzliche Betreiberpärchen ließen mich immer weiter verlängern. Mit dem Rad, das man hier mieten kann, ist man zudem in weniger als 10 Minuten in La Pedrera. Und kommt auf diese Weise noch in den Genuss, nachts den geradezu unwirklichen Geräuschen der vielen Frösche entlang des Weges zu lauschen.
Cabo Polonio
Cabo Polonio wurde mir schnell von allen Seiten als eine DER Uruguay Sehenswürdigkeiten verkauft. Das kleine Dörfchen am Ende einer Halbinsel ist weder an das Straßennetz, noch an Wasser oder Elektrizität angeschlossen. Das und die unschlagbaren Wellen machen Cabo Polonio zum Sehnsuchtsort von Aussteigern und Surfern.
Ich habe mich trotz Regens dazu entschlossen, die 8 Kilometer von der Hauptstrasse lieber zu wandern. Der Weg führt durch völlig unberührte Dünen und endet an einem riesigen Strand.
Ich war tatsächlich überrascht davon, wie viele der Gelände-LKW sich durch die Dünen quälen. Cabo Polonio ist heute ein beliebter Ausflugsort, besonders auch für einheimische Teenager-Gruppen.
Wie gesagt, ich habe auch einen Regentag erwischt für meinen Besuch. Aber alles in allem war ich von Cabo Polonio deutlich weniger angetan, als ich das erwartet hatte. Und war tatsächlich ganz froh, keine Übernachtung gebucht zu haben. Nach ein paar Runden durchs Dorf sprang ich auf einen der LKW und machte mich zurück nach La Pedrera.
Ein kleiner Lichtblick in Cabo Polonia war die Kolonie Seelöwen, die zwar etwas streng riecht, aber doch einfach nur toll aussieht!
Punta del Diablo
Einer der letzten Orte vor der Grenze zu Brasilien ist Punta del Diablo, für mich auf jeden Fall eine der wichtigsten Uruguay-Sehenswürdigkeiten. Man sollte jedoch vermeiden, wie ich an einem Sonntag hier anzukommen, denn da platzt Punta del Diablo aus allen Nähten. Ansonsten auch hier: Entspannung allerorten!
Punta del Diablo ist etwas größer als La Pedrera und bei Einheimischen wie Touristen sehr beliebt.
Auch wenn mir La Pedrera als Ort besser gefallen hat, muss man doch eingestehen, dass Punta del Diablo die schöneren Strände hat.
Der Ort selbst bietet eine Menge Restaurants, die vornehmlich Meeresfrüchte auf der Karte haben. Dazu kleine Läden und Stände mit Nippes, ein paar Supermärkte und überdurchschnittlich viele Straßenbands, die auch noch alle höchst professionell spielen.
Ein wirklich lohnenswerter Ausflug führt zum 10 Kilometer entfernten Nationalpark Santa Teresa. Auch hier empfehle ich, die Strecke mit einem Fahrrad zu bestreiten. Der Nationalpark ist zum Teil Militärgelände, daher nicht wundern über Soldaten am Einlass. Zunächst passiert man eine Parkanlage sowie ein altes Fort, bevor man dann die Strände erreicht.
Der Playa del Barco ist ja schon ganz schön. Ich empfehle jedoch, noch eine Viertelstunde über die Felsen zu klettern. Denn laut der Aussage mehrerer Uruguayer ist der Playa Grande der schönste Strand des ganzen Landes!
Unterkunft in Punta del Diablo
Die Herberge Posada de las Hadas ist viel mehr ein Erlebnis als eine Unterkunft. Die einigermaßen simplen Zimmer versprühen rustikale Gemütlichkeit. Doch am besten gefallen haben mir die Abende mit Menschen aus der ganzen Welt, fantastischem Essen für wenig Geld, witzigen Gesprächen und kleinen Musik-Sessions.
Uruguay-Reise – Was gibt es zu beachten
Sicherheit und Preise in Uruguay
Uruguay wird auch oft als die Schweiz Südamerikas bezeichnet. Das heisst zum einen: Hier ist es deutlich sicherer als in vielen anderen Ländern. Zum anderen aber auch: Es ist hier absurd teuer! Ich habe etwa für ein kleines Zimmer mit Gemeinschaftsbad 65 Euro bezahlt und auch selten für unter 25 Euro gegessen. Das steht leider alles in keinem Verhältnis. Und ich frage mich, wie sich die Uruguayer selbst eigentlich das Leben dort leisten können, das definitiv teuere ist als in Berlin.
Visum in Uruguay
Als Deutscher benötigt man für Uruguay kein Visum, die Einreise erfolgt sehr unbürokratisch.
Transport in Uruguay
Die bei weitem einfachste Art, von A nach B zu gelangen, ist ein Bus. Die Straßen sind gut, die Busse sind es auch, die Preise sind einigermaßen erschwinglich. Mein Tipp: Für längere Strecken einfach einen Nachtbus nehmen. man kann in den modernen Bussen gut pennen und spart sich so eine Übernachtung.
Essen und Getränke in Uruguay
Südamerika ist ja insgesamt nicht für sein Essen berühmt. Es gibt aber ein paar Speisen und Getränke, die selbst echte Uruguay Sehenswürdigkeiten sind. Zunächst sollte man jede Gelegenheit für ein Asado (Grillfest) nutzen, denn die Uruguayer lieben ihr Fleisch und wissen, wie man es zubereiten muss. Ein weiteres wichtiges Gericht ist Chivito, eine Art riesiges Schnitzel, das oft mit Käse, Gemüse, Pommes und Sauce kommt. Zum Essen empfehle ich einen Tannat-Wein, die Spezialität Uruguays. Mir persönlich schmeckt er nicht ganz so gut wie der argentinische Malbec, doch lecker ist er allemal.
Man nennt die Uruguayer auch das Volk der Einarmigen, denn fast jeder hat hier zu jeder Tageszeit einen Mate-Becher und eine Thermoskanne unter einem Arm. Ganz ehrlich: Mate ist schon lecker und ich habe mir auch meine eigene Kalebasse mitgebracht. Aber so lecker, dass ich ihn den ganzen tag mit mir rumschleppen würde, finde ich ihn nicht.
Wie auch in Argentinien ist Dulce de Leche Volksdroge Nummer 2! Wer Süßes mag, wird Dulce de Leche lieben.
Stromadapter in Uruguay
Wie so oft auf reisen kann man Glück haben und europäische Steckdosen vorfinden. Oftmals jedoch finden sich in Uruguay amerikanische Steckdosen. Ich habe immer meinen Universaladapter und einen Dreierstecker dabei. Hat auch hier funktioniert!
Warst Du auch schon in Uruguay? Habe ich etwas vergessen zu erwähnen? Dann rein damit in die Kommentare!
Du bist doch nur wegen meines Tipps nach La Pedrera :)
Hahahah!!! Das muss dann unterbewusst gewesen sein. ;-)
Klar, möchte ich dickehosemässig sagen, war ich schon in Uruguay, wenn auch nur als Tagesausflug von Buenos Aires aus. Und zwar in Colonia del Sacramanto, was ich auch tatsächlich als echte Sehenswürdigkeit bezeichnen würde. Wie immer bei dir, ein sehr schöner und launiger Text, der die ungeahnten Vorzüge Uruguays sehr sympathisch darstellt. Darauf einen Mate Tee!
Danke, Dirk! Ein Kompliment, das ich sehr mag!