Die Britischen Jungferninseln, kurz BVI (British Virgin Islands), sind ein Archipel in der Karibik und gehören zu den Kleinen Antillen. Das britische Überseegebiet besteht aus 14 bewohnten Inseln, die insgesamt knapp 33.000 Einwohnern als Zuhause dienen, sowie einigen kleineren ohne Bewohner. Zu den Ureinwohnern haben sich in den letzten Jahren eine Menge Zuwanderer gesellt, unter ihnen einige Prominente wie Richard Branson.
Und man kann es Ihnen nicht verdenken: Viele Ecken der Britischen Jungferninseln wirken wie wahrgewordene Postkartenmotive. Nicht umsonst nennt man sie auch ‚Nature’s little secrets‘. Die Einheimischen tragen Dreadlocks, die Pflanzen blühen bunt und im Radio läuft Bob Marley. Noch mehr Karibik kann ein Ort kaum verkörpern. Recht passend fand ich die Tagline eines lokalen Produkts: „This is not a dream, you are in paradise!“
Die tollste Art, die Britischen Jungferninseln zu erkunden, ist ein Boot. Wer nicht über seine eigene Yacht verfügt, der kann sich vor Ort Boote in allen Größen und Ausführungen mieten. Die BVI sind zum segeln ein ideales Einsteigergebiet. Natürlich muss man jedoch trotzdem über einen Bootsführerschein verfügen. Wer einen solchen nicht vorweisen kann, der kann sich zum Boot einfach einen Skipper hinzubuchen.
Ich selbst war eine Woche lang in den Britische Jungferninseln unterwegs und habe hier mal meine Empfehlungen für Dich gesammelt. Der Einfachheit halber beschreibe ich die einzelnen Inseln und Sehenswürdigkeiten in der Reihenfolge, in der wir sie auch abgefahren haben. Diese wirklich durchdachte Route bringt Dich innerhalb einer Woche zu allen wichtigen Sehenswürdigkeiten der Britische Jungferninseln.
Tortola
Bereits die Hauptinsel hat einige tolle Strände und Attraktionen zu bieten. Doch zu den schönen Stränden komme ich später, wenn wir nach Tortola zurückkehren.
Tortola ist aber zunächst mal die Insel, auf der man aller Wahrscheinlichkeit nach ankommt und auch das Mietboot bezieht. Im Städtchen Road Town geht es zwar beschaulich zu, doch lässt sich auch hier karibisches Flair atmen. Wer die Zeit hat, sollte hier noch bei Pusser’s einkehren. Ursprünglich eine Rum-Destillerie, bekommt man heute neben vorzüglichem Rum auch leckeres Essen sowie Klamotten und Accessoires. Wer es in Tortola nicht dorthin schafft, hat auch später noch Gelegenheit für einen Besuch, denn Pusser’s hat mehrere Filialen auf den BVI. Unbedingt essen: Chicken Wings in Jerk Sauce!
Cooper Island
Die kleine Insel südlich von Tortola ist ein wahrer Augenschmaus und daher der perfekte erste Stopp! Strahlend weiße Strände vor tropischer Kulisse laden zum baden und fotografieren ein, der Cooper Island Beach Club bietet leckeres Essen und Unterkünfte mit tollen Ausblicken auf die Bucht.
Tipp: Wer im November hier ist, sollte auf keinen Fall das jährlich stattfindende Rum-Festival verpassen!
Norman Island
Von Cooper Island ist es nicht mehr weit bis nach Norman Island. Schon hier stellt man fest, dass wirklich fast jede einzelne der Britische Jungferninseln einen ganz eigenen Charakter hat. Von Norman Island munkelt man, dass sie Robert Louis Stevenson zu seinem Roman ‚Die Schatzinsel‘ inspiriert hat. Wie überall auf den Britische Jungferninseln lassen die Geschichten von Piraten nicht lange auf sich warten.
Wer hier ankert, der sollte abends bei The Bight (benannt nach der gleichnamigen Bucht) essen gehen. Hier sitzt man gewissermaßen direkt am Strand und die Karte ist voller Leckereien, die natürlich hauptsächlich aus dem Meer stammen.
Sehr zu empfehlen ist ein Schnorchelgang zu den vor The Bight liegenden Höhlen auf Wasserebene. Sehr weit lässt es sich zwar nicht hineintauchen, schon gar nicht ohne entsprechende Lampe. Und doch sieht man direkt vor den Höhlen eine Menge bunter Fische und, mit etwas Glück, sogar große Schildkröten.
Tortola, die zweite
Die Hauptinsel der Britischen Jungferninseln liegt so markant mitten im Archipel, dass man notgedrungen immer wieder zu ihr zurückkehrt. Die von uns gefahrene Route führt von Norman Island zur westlichen Seite von Tortola. Wer will, kann in Soper’s Hole einen Stopp einlegen. Der kleine Ort mit Fährhafen hat jedoch außer ein paar dekorativer bunter Häuser nicht viel zu bieten.
Ein wesentlich idyllischerer Stopp ist Smuggler’s Cove, ein Strand wie aus dem Bilderbuch. Hier konnte man zwar noch gut die Spuren des Hurrikans sehen. Und doch hat der ansteckend gut gelaunte Nigel hier schon wieder seine Bar am laufen und serviert sehr delikate Painkiller, den Signature Drink der Britischen Jungferninseln aus Rum und Kokosmilch.
Auf dem Weg dorthin passiert man übrigens noch Little Thatch Island. Auf dieser Vorzeigeinsel gibt es nur ein Resort, das erst kürzlich viel Aufmerksamkeit bekommen hat, da hier die Stones für ihre letzte Welttournee probten. Doch keine Sorge: Wer sich das Luxus-Resort nicht leisten kann, den entschädigen bereits die Aussichten beim umsegeln der Insel.
Jost van Dyke
Acht Kilometer nordwestlich von Tortola befindet sich Jost van Dyke, die kleinste der vier Hauptinseln. Auch diese Insel wurde nach einem Piraten benannt. Zwei über dreihundert Meter hohe Hügel verleihen ihr den charakteristischen Look.
Unbedingt ansehen auf Jost van Dyke sollte man sich die Soggy Dollar Bar, die so heißt, weil man für gewöhnlich vom Boot an Land schwimmt und dabei notgedrungen sein Bargeld nass macht. An gut besuchten Tagen trocknet das Barpersonal die Dollarnoten an einer Wäscheleine!
Von hier ist es dann nicht mehr weit zum Great Harbour. Doch keine Sorge, wirklich groß ist auf den Britischen Jungferninseln nichts. An Land gibt es mehrere Optionen, um essen zu gehen. Viel wichtiger ist hier aber der legendäre Nachtclub Foxy’s, an dem in den letzten Jahren zu Silvester stets tausende Menschen zusammenkamen. Hier lässt es sich wild unter einem Bretterverschlag am Strand tanzen, umgeben von unzähligen Souvenirs, welche die letzten Gäste an die Wände genagelt haben. Mit etwas Glück trifft man sogar Besitzer Foxy selbst, der von seiner Bar bestimmt ziemlich gut leben kann. Nach dem Tanzen im Mondschein durch den noch warmen Sand zu schlurfen, ist eine meiner Lieblingserinnerungen an diese Reise.
Tipp: Morgens gut gegen den Rum-Kater sind die Empanadas der Sugar & Spice Bar. Sie sind mit 5 Dollar pro Stück zwar nicht ganz billig, aber die noch heißen, eben erst von Mutti zubereiteten Teigtaschen sind einfach köstlich! Mit etwas Glück muss man nicht mal an Land, um sie zu genießen. Ein Bootstaxi fährt manchmal morgens von Yacht zu Yacht, um die Delikatesse anzupreisen.
Sandy Spit und Sandy Cay
Hat man sich bisher noch nicht so hundertprozentig karibisch gefühlt, wird sich dieses Gefühl spätestens an diesen beiden winzigen Inseln einstellen. Die Formel ist simpel: Türkises Wasser, weißer Sand und Palmen. Und dazu lediglich die Handvoll Menschen, die hier ihre Boote vor Anker gelegt haben. Hat man dann alle Fotos geschossen, lohnt sich auch hier der Sprung ins Wasser, am besten natürlich bewaffnet mit Schnorchelausrüstung.
Tortola, die dritte
Nun nähert man sich Tortola von der Nordseite und ankert am besten in der touristischen und doch hübschen Cane Garden Bay. Von hier aus lassen sich schöne Touren über die Insel unternehmen.
Zudem bietet die Cane Garden Bay alle Services, die man nach ein paar Tagen auf dem Boot benötigt. Wer abends nicht auf dem Boot speist, sollte das Myett’s auschecken. Auch hier isst man direkt am Strand und kann sich nachher an der Bar noch ein paar karibische Drinks mixen lassen, während man mit Menschen aus der ganzen Welt ins Gespräch kommt.
Wer an Land übernachten möchte, kann das sehr stilvoll, aber nicht ganz günstig im Sugar Mill tun.
Die günstigere Alternative ist Sugar Mill und der Blick auf den Strand direkt vor dem Balkon hat mich wirklich überzeugt.
Auch lohnenswert ist die Besichtigung der Rum-Destillerie auf Tortola!
Scrub Island
Vorbei an Guana Island und Monkey Point, zwei weiteren hervorragenden Schnorchelspots, gelangt man zu Scrub Island. Kurz davor befindet sich mit der Marina Cay ein Kuriosum der Britischen Jungferninseln: Eine Tankstelle auf einer kleinen Insel, die paradiesischer kaum aussehen könnte!
Das große Resort auf Scrub Island sieht zwar etwas gewöhnungsbedürftig aus, bietet jedoch allen Luxus, den man sich wünschen kann. Gerade wenn man jetzt ein paar Tage nur auf dem Schiff gelebt hat, lohnt sich hier ein Ausflug an Land. Ein tolles Restaurant, Pools auf verschiedenen Ebenen, ein gut ausgestattetes Gym sowie ein Supermarkt stehen jedem offen, der hier sein Boot parkt.
Anegada
Knapp 30 Kilometer nordwestlich von Tortola liegt eine Insel, die in ihrem Erscheinungsbild so gar nicht zu den anderen Britischen Jungferninseln passen möchte. Denn anders als die anderen ist Anegada komplett flach, sodass man sie tatsächlich auch erst sieht, wenn man schon fast da ist.
Für viele ist Anegada die schönste der Britische Jungferninseln. Es ist auf jeden Fall die entspannteste! Zudem lassen sich hier mit etwas Glück Flamingos beobachten.
Anegada ist außerdem berühmt für den besten Hummer, den man auf den Britische Jungferninseln essen kann. Hierfür gibt es am Hafen mehrere Optionen. Wir haben sehr ehrlichen, weil simpel zubereiteten Hummer im Wonky Dog gegessen. Und er war köstlich!
Stilvoll lässig Rum trinken kann man im Cow Wreck Beach Club, wo man sich wirklich fühlt, als sei man in einer TV-Werbung für Rum gelandet.
Wer hier an Land schlafen möchte, kann das im Anegada Reef Hotel tun. Ein Besuch des Hotels lohnt sich aber auch für die oft stattfindenden Konzerte und Tanznächte.
Wer Lust auf simplen Luxus verspürt, wird im Anegada Beach Club fündig. Die Luxuszelte direkt am Strand haben ihren Preis. Doch was man dafür bekommt, ist eine Ruhe, als befände man sich auf einem anderen Stern!
Ich weiß nicht, ob es Zufall war. Aber der Sonnenuntergang in Anegada schlug alle anderen noch mal um Längen!
Necker Island und Mosquito Island
Auf dem Weg zurück nach Süden kommt man an den Inseln des Milliardärs Richard Branson vorbei. Zwar muss er laut Gesetz die Strände für alle Besucher offenhalten, doch mir wurde gesagt, dass man sich hier nicht wirklich willkommen fühlt.
Auf Mosquito Island baut übrigens Gerüchten zufolge demnächst Beyoncé ein Haus, und die Nachbarinsel gehört Google’s Larry Page. Wer also selbst Milliardär ist, kann hier mal eben gute alte Freunde treffen. Für alle anderen empfiehlt es sich, staunend weiterzuziehen!
Virgin Gorda
Eines meiner absoluten Highlights auf dieser Rundreise durch die Britische Jungferninseln war Virgin Gorda, die drittgrößte Insel des Archipels. Sie wirk auf den Besucher noch hügeliger als etwa Tortola, und ihre Form und natürliche Beschaffenheit eröffnen zahlreiche Fotomotive. Nicht ohne Grund ist es auch Virgin Gorda, wo viele der großen Kreuzfahrtschiffe auf ihrem Weg durch die Karibik Halt machen.
Die Hauptstadt Spanish Town, zweitgrößte Stadt der BVI, bietet viele Einkaufs- sowie ein paar Vergnügungsmöglichkeiten. Doch die größte Attraktion der Insel ist die Felsformation ‚The Baths‘, die einfach toll aussieht und nur auf abenteuerliche Art und Weise zu erreichen ist. Schmale Pfade schlängeln sich durch Höhlen und zwischen Felsen entlang, und führen schließlich zu einem malerischen Strand, den man am besten abends genießen kann, wenn die Reisegruppen von den Kreuzfahrtschiffen wieder weg sind.
Alternativ zu Spanish Town lässt es sich toll in Leverick Bay ankern. Mir hat diese ruhigere Bucht wirklich sehr gefallen. Direkt am Yachthafen lassen sich hier Wassersport-Aktivitäten wie etwa Flyboard ausprobieren. Das zur Marina gehörende Restaurant bietet mehrmals die Woche riesige Buffets mit Leckereien. Direkt nebenan lässt es sich im Beach Club am Strand super tanzen und feiern.
Von Virgin Gorda aus geht die Reise dann ein weiteres Mal zurück nach Tortola, wo man das Boot wieder abgibt.
Tipps und Tricks
Es lassen sich Segelschiffe in unterschiedlichen Größen buchen, aber auch Katamarane, die komplett motorbetrieben sind. Egal wie das Boot angetrieben wird, man ist auf ihm für einige Tage zu Hause. Unternimmt man diese Reise mit ein paar Freunden, fühlt sich das Schiff fast wie ein schwimmendes Ferienhaus an. Und doch muss man es mit nur maximal 9 anderen Menschen teilen, ungleich etwa einem Kreuzfahrtschiff. Wir hatten unser Boot von The Moorings, einem der größten Yachtcharter vor Ort, und waren sehr zufrieden. Die Preise variieren je nach Bootstyp und Jahreszeit.
Bei den Übernachtungen auf dem Boot hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man ankert an einer der Mooring-Bojen vor der Küste oder man läuft in den Yachthafen ein. Letzteres ist natürlich etwas teurer, lässt sich aber manchmal nicht vermeiden, wenn man etwa den Wassertank wieder auffüllen muss. Meist gibt es im Yachthafen auch kleine Shops. Ankert man an einer der Bojen, kommt man mit dem Dinghi an Land, das bei jeder Yacht mit dabei ist.
Müll kann man entweder ebenso in den Marinas entsorgen, an einigen Orten kommen jedoch auch Einheimische mit ihren Motorbooten, um ihn einzusammeln. Hier zahlt man 3 Dollar pro Sack und kann für 7 Dollar pro Tüte gleich noch frisches Eis für die Kühltruhe besorgen.
Für Ambitionierte: Die Karibik-Trophy
Viele Besucher der Britisch Jungferninseln sind passionierte Segler. Wem der Sinn nach etwas Wettbewerb steht, dem möchte ich die Karibik-Trophy ans Herz legen, deren Route alle paar Jahre genau hier verläuft. Auch während unserer Reise traten 12 Crews mit ihren Booten gegeneinander an. Ich hatte das Vergnügen, einen Tag lang mit einer der Crews auf dem Boot zu verbringen und war begeistert!
Es ist hier auch gut zu wissen, dass es während der Trophy nur sporadisch Regatten gibt. Den Rest der Zeit kann man auch als Teilnehmer die paradiesischen Aussichten genießen, eine perfekte Kombination aus Wettbewerb und Erholung also.
Die Britischen Jungferninseln und der Hurrikan
Hurrikan Irma hat die British Virgin Islands im August 2017 ziemlich mitgenommen. Der stärkste bisher jemals gemessene Sturm ließ buchstäblich keinen Stein auf dem anderen. Umso beeindruckender, dass es vielerorts nur etwas ein Jahr nach dem Sturm schon wieder sehr gut aussieht. Und doch brauchen die Menschen gerade jetzt den Tourismus, da er einer der wenigen Einkommenszweige ist.
Da will ich hin! Wie komme ich hin?
Die Anreise zu den Britische Jungferninseln ist nicht ganz leicht, aber hey, das Paradies erschließt sich eben nicht ohne etwas Anstrengung! Condor fliegt direkt von Frankfurt nach San Juan auf Puerto Rico. Von dort sind es noch knapp 40 Minuten Flug nach Tortola in einer karibischen Propellermaschine. Wichtig hier: Da man kurz in die USA einreist (Puerto Rico), muss man im Voraus den Esta-Antrag ausfüllen!
Alternativ fliegen andere Airlines zu anderen Inseln in der Nähe der Britische Jungferninseln.
Noch Fragen? Das Tourism Board der BVI hat noch viel mehr Tipps und Infos!
Transparenz: Diese Reise war eine unbezahlte Pressereise. Ich wurde zu allem vor Ort vom BVI Tourism Board sowie der Charterfirma The Moorings eingeladen. Meine Meinung bleibt davon wie immer unberührt.